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Konfrontiert mit Hooligans: Keine Angst vor bösen Männern

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Dass es im Rahmen der EURO 2008 in Fußballstadien zu großen gewalttätigen Auseinandersetzungen von Fans kommt, glaubt der Wiener Psychologe Harald Mathe nicht.

Treffen von Fangruppen außerhalb, z. B. in Lokalen seien da schon gefährlicher. Wirkliche Hooligans gebe es zwar nur wenige – wenn es aber zur Eskalation kommt, könne das auch gefährlich für Unbeteiligte werden, so Mathe. Generell schätzte er das Gefahrenpotenzial für Unbeteiligte aber als gering ein.

Stoßen zwei verfeindete Gruppen aufeinander, könnte ein Wort das nächste ergeben und die Lage eskalieren: “Das ist kaum vorhersehbar und kontrollierbar und kann meist auch nur durch einen Polizeieinsatz beendet werden”, erklärte der Psychologe im APA-Gespräch. Gerät man als Unbeteiligter in eine solche Situation hinein, “sollte man schauen, dass man flüchtet.” Ist das nicht möglich, sollte man sich so unauffällig wie möglich verhalten.

Den Versuch, Ordnung zu schaffen, egal ob verbal oder durch Drohhaltungen, sollte man unterlassen – der könne ins Auge gehen. “Nicht sagen: ‘Benehmt euch ordentlich!’ Das bringt nicht viel. Eine Zurechtweisung kann als aggressiv empfunden und als Angriff missverstanden werden”, so Mathe. “Man sollte versuchen, vom Tonfall her so normal wie möglich zu sprechen, nicht laut werden.” Man reagiert auf den Tonfall, und hört man Aggression heraus, könnte das je nach Aggressionsniveau die Situation eskalieren lassen.

Auch auf Körpersprache würde man stark reagieren: “Wenn man Angst zeigt, dann ist der Gewaltbereite noch eher bereit, an einem Gewalt auszuüben.” Das hätten auch Untersuchungen an verschiedenen Tätergruppen wie z. B. Vergewaltiger gezeigt, von denen manche Selbstwertgefühl aufbauen würden, in dem sie andere erniedrigen. Normalerweise würde man von einem ängstlichen Opfer eher ablassen, meinte Mathe.

Grundsätzlich könnten Fangruppen und Fußballvereine als positiv betrachtet werden: “Man trifft beim Spiel Bekannte, man ist Teil einer Gemeinschaft, baut gemeinsam Aggressionen ab. Das ist schon ganz wichtig”, meinte Mathe. “Viele haben das erste Mal das Gefühl, wertgeschätzt zu werden.” Die Gruppen hätten auch gute logistische Abläufe, jeder habe seine Rolle. Das innerhalb der Gemeinschaft “Nach-oben-Arbeiten” gebe Selbstwert, so der Psychologe.

“In unsicheren Zeiten ist ein Fan zu sein auch etwas Konstantes”, sagte Mathe. Die Liebe zum jeweiligen Verein werde oft über die Familie weitergegeben. Die Beziehung zum Club gehe meist über das ganze Leben. “Die Chance auf einen Wechsel ist eher gering”, erklärte der Experte. Die Fans, die Vereine wechseln, seien eher welche, die “wegen der Qualität” zu Spielen gehen und sich nicht so stark mit dem Verein identifizieren würden. “Aussteigen würde ja bedeuten, das soziale Nest zu verlieren”, so Mathe. Der eheste Grund eines treuen Fans für einen Wechsel könnten Konflikte innerhalb der Gruppe selbst sein.

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