AA

Komplett: Auch die Spanier sind da!

Die Letzten werden die Ersten sein - zumindest wenn es nach dem Wunsch von Pedro Cortes vom spanischen Fußballverband geht: "Wir wollen bis zum Finale hierbleiben."

Das sagte der frühere Präsident des Valencia CF Donnerstag Nachmittag beim Empfang in Neustift im Stubaital. Dort haben die Spanier am Donnerstag als letztes der insgesamt 16 Teilnehmerländer ihr EM-Quartier bezogen.

Die ohnehin schon späte Ankunft verzögerte sich auch noch um mehr als eineinhalb Stunden. Ein möglicher Grund dafür. Am Mittwochabend hatte die “Seleccion” mit einem 1:0-Sieg über die USA in Santander ihr letztes Vorbereitungsspiel absolviert. Der Anpfiff war nach spanischem Tagesrhythmus erst um 22.00 Uhr erfolgt. Das Match ging also erst gegen Mitternacht zu Ende.

Spanien in Tirol nur vom Wetter kühl empfangen BILD

Sie kamen in gewisser Weise vom Regen in die Traufe, rein meteorologisch gesehen war der Empfang in Tirol nämlich recht kühl. So dürften Spaniens Teamkicker aber keine Schwierigkeiten mit der Akklimatisierung haben. Das Wetter bei der Ankunft in Neustift im Stubaital, wo Coach Luis Aragones und Co. ihr “EURO 2008”-Quartier bezogen, war Donnerstagnachmittag so ähnlich, wie sie es beim Abflug im nordspanischen Kantabrien hinterlassen hatten: Regenschwangere Wolken und Temperaturen, die nicht die 20 Grad-Marke erreichten.

Mit einem 1:0-Sieg über die USA im letzten Testspiel in Santander im Gepäck kamen Fernando Torres, Iker Casillas oder Cesc Fabregas etwas übernächtig, aber doch gut gelaunt und in dunkle Anzüge gepackt in Innsbruck und später im Stubaital an. Dort wurde ihnen ein herzlicher Empfang bereitet, obwohl der Mannschaftsbus mit mehr als eineinhalbstündiger Verspätung einrollte. Aber das nahmen die wartenden Stubaitaler mit Humor: “Was soll’s? Das sind eben Spanier, die kommen nie pünktlich”, ließ eine Einheimische verlauten.

Bei der Busfahrt ins Stubaital standen bereits in Fulpmes und Telfes Schulkinder Spalier. So richtig zur Sache ging es dann beim offiziellen Festakt im Dorfzentrum von Neustift. Die örtliche Musikkapelle war ebenso ausgerückt wie die Schützen und Fahnenschwinger. Dann gaben die Neustifter Kindergarten-Knirpse das spanische Kinderlied “Veo, veo – que ves” zum Besten. Die für das spanische Team adaptierte Version des Liedes und eine “Schuhplattler”-Einlage einer Kindertanzgruppe ließen dann die Spieler und sogar den grimmig dreinblickenden Aragones gutmütig schmunzeln.

Aragones war gleich beim Aussteigen aus dem Bus von Kurt Jara in Empfang genommen worden. Der Ex-Teamspieler mit Spanien-Erfahrung (Valencia) ist als “EURO-Botschafter für Spanien und das Stubaital” im Einsatz. Er hatte Aragones bereits während der längeren Wartezeit für sein oft etwas ruppiges Auftreten in Schutz genommen: “Er steht unter großem Druck. Nimmt er viele Spieler von Real, dann regen sich die Leute in Barcelona auf. Nimmt er die von ‘Barca” schimpfen sie in Madrid.”

Der Neustifter Bürgermeister Peter Schönherr und der oberste Tirol-Werber, Josef Margreiter, sprachen Begrüßungsworte, und selbst Landeshauptmann Herwig van Staa (V) ließ es sich nicht nehmen, die spanischen Gäste mit einer Rede zu beglücken. Ob sein Verweis, dass ein “Tiroler Fürst”, nämlich Kaiser Maximilian, der “Ahnherr der spanischen Habsburger” sei, Spaniens Teamspieler beeindruckte, war dem Mienenspiel nicht zu entnehmen. Etwas erstaunt nahmen sie aber einen Talisman entgegen, der ihnen von der “Lebenshilfe” im Heiligen Land Tirol überreicht wurde: Ein Kreuz.

Unter Journalisten wurde indes gemunkelt, dass der spanische Verband auf so einen großen Bahnhof gerne verzichtet und lieber ohne großen Pomp im Tirolischen eingeritten wäre. Man übersah dabei einen wichtigen Faktor: Am Sonntag stehen hierzulande Landtagswahlen am Programm. Welcher Politiker lässt sich da die Chance zu einem medienwirksamen Auftritt schon entgehen….

Ab Freitag wird die “Seleccion” zwei Mal täglich auf dem Gelände im Neustifter Ortsteil Kampl trainieren. Wann dies genau sein wird, wird Trainer Aragones erst jeweils festlegen. Vorerst waren täglich um 10.30 Uhr und ab ca. 18.00 oder 18.30 Uhr eineinhalb-stündige Einheiten geplant. Am Tag nach den Spielen – Spanien trifft vorerst in Gruppe D in Innsbruck auf Russland (10. Juni) und Schweden (14. Juni) sowie in Salzburg auf Griechenland (18. Juni) – ist trainingsfrei.

Voraussichtlich werden die Vormittagstrainings (außer am 8. Juni) öffentlich zugänglich sein. Auch das obliegt aber der Entscheidung von Aragones. Eine eigens errichtete Tribüne bietet Platz für rund 500 Zuschauer. Ansonsten wurden die Zäune bereits vorsorglich mit grünen Planen verhängt. Dass sich die Spanier für einen längeren Verbleib einrichten, ließ die Wortspende von Pedro Cortes, ehemals Präsident des Valencia CF, erkennen. Er sagte als Vertreter des spanischen Verbandes auf Deutsch: “Wir sind die Besten, haben den besten Trainer und wollen bis zum Finale hier bleiben.” Sowohl die Spieler als auch die Tiroler Zaungäste dankten es ihm mit heftigem Applaus.

  • VIENNA.AT
  • Fußball
  • Komplett: Auch die Spanier sind da!
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen