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Kommunalkredit: Verhandlungen um Staatseinstieg ziehen sich

Die Gespräche über einen Staatseinstieg bei der Kommunalkredit, achtgrößte Bank Österreichs, dauern an. Einerseits warten die französischen Eigentümer von Dexia noch auf Übersetzungen der Texte. Für 12:00 ist eine Aufsichtsratssitzung der Kommunalkredit geplant.

Die Verhandlungen, die seit Sonntagnachmittag laufen, hätten ursprünglich am Montag vor Börsenbeginn zu einem Ergebnis führen sollen. Am Sonntagabend hat die “ZiB 1” berichtet, der Staat werde die Bank zu hundert Prozent übernehmen.

Bisher gehört die Bank, die auf Finanzierungen in den Gemeinden spezialisiert ist, zu 51 Prozent der Österreichische Volksbank AG (ÖVAG) und zu 49 Prozent der französisch-belgischen Dexia, bei der Belgien, Luxemburg und Frankreich im Zuge der Finanzkrise eingestiegen sind. 0,22 Prozent hält der Gemeindebund. Offen ist auch die Zukunft der DexiaKom, gemeinsame Osteuropa-Tochter von Kommunalkredit und Dexia. Angeblich soll die Dexia dieses Geschäft zur Gänze übernehmen.

Der Einstieg des Staates bei der Kommunalkredit ist im Rahmen des 100 Mrd. Euro schweren Banken-Rettungspakets möglich. Davon sind 15 Mrd. Euro für die Übernahme von Banken-Kapital vorgesehen, der Rest für Einlagensicherung und Liquiditätssicherung. Als erste österreichische Bank hat die Erste Bank vorige Woche um 2,7 Mrd. Euro staatliches Kapital in Anspruch genommen – allerdings aus einer Position der Stärke unmittelbar nach Veröffentlichung von Rekordzahlen für das dritte Quartal 2008.

Am Montag hat Landeshauptmann Günter Platter auch den Mittelbedarf der Tiroler Hypo verkündet. Allgemein wird davon ausgegangen, dass weitere österreichische Banken und Versicherungen die Staatshilfe in Anspruch nehmen werden.

Die Kommunalkredit hat keine Spareinlagen. Sie vergibt langfristige Kredite und refinanziert sich mit kurzfristigen Geldern vom Kapitalmarkt. Das Modell funktioniert nun nicht mehr. Außerdem hat die Bank auch riskante Geschäfte getätigt. Allein das Risiko aus gezeichneten Island-Bankanleihen wird mit 200 Mill. Euro beziffert. Gemeinsam mit der Osteuropatochter DexiaKom lag die Gruppen-Bilanzsumme Ende des ersten Halbjahres bei 44,5 Mrd. Euro. Aus Österreich heraus (ohne DexiaKom) belief sich das Bilanzvolumen zuletzt auf 35 Mrd. Euro.

Mehr als 60 Prozent der Gemeinden sind heute Kommunalkredit-Kunden. In den vergangenen Jahren hat sich die Bank zunehmend auch im internationalen Geschäft betätigt, finanziert Gemeinden, Städte, Regionen und Länder sowie Unternehmen im öffentlichen Einflussbereich in ganz Europa. Auch im Cross-Border-Leasing ist sie tätig. Sie wickelt die Umweltförderungen in Österreich ab, managt den Wasserwirtschaftsfonds und ist “Agent” der Republik zur Abwicklung des Handels vom Emissionszertifikaten.

Als Gruppe ist die Kommunalkredit in der Slowakei, Polen, Ungarn, Rumänien, in Tschechien, Bulgarien, Kroatien sowie in Zypern vor Ort vertreten. Die Marktpräsenz umfasst zudem die Märkte der Schweiz, Griechenlands und der baltischen Länder.

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