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"Kommissar DNA" - Tests revolutionierten Gerichtsmedizin

"Kommissar DNA" revolutionierte die Gerichtsmedizin und spielt bei der Aufklärung von Kriminalfällen immer wieder eine wichtige Rolle: Mit der Untersuchung von geringsten Spuren von Erbmaterial ist vor einigen Jahren in der Forensik eine völlig neue Ära angebrochen.

Ob die Identifizierung von unbekannten Toten, die Suche nach Verdächtigen in Kriminalfällen oder Verwandtschaftsverhältnisse – all dies lässt sich mit Hilfe von DNA nachweisen und machte die Ermittlungen um einen Riesensprung einfacher bzw. genauer.

DNA kann aus praktisch jeder Art menschlichen Gewebes gewonnen werden. Für die Identifizierung ist ein Vergleich mit Blutsverwandten notwendig. Die Chance, dass zwei Individuen zufällig den gleichen genetischen Fingerabdruck besitzen, steht statistisch gesehen bei etwa eins zu 30 Milliarden – außer es handelt sich eben um eineiige Zwillinge.

Eine wichtige Anwendung des genetischen Fingerabdrucks ist der Nachweis der Vaterschaft. Dieser ist nicht so zwingend wie der vorangehende, da sich die genetischen Fingerabdrücke zwar von Vater und Kind auf jeden Fall unterscheiden, sich allerdings auch sehr ähneln. Die DNA-Muster werden nämlich nach den Mendelschen Regeln vererbt. Das Muster eines Kindes setzt sich aus dem mütterlichen und dem väterlichen Muster zusammen, so dass zumindest einige Banden mit denen des leiblichen Vaters übereinstimmen müssen.

Die benötigte DNA-Menge für eine Untersuchung liegt im Millionstel Gramm-Bereich. Hier greift eine revolutionäre Labortechnik ein – die Polymerase-Chain-Reaction (PCR). Dabei kann durch Erhitzen, Auftrennen der DNA-Stränge und deren Vermehrung auch aus kleinsten ursprünglichen Probenmengen so viel Erbmaterial geschaffen werden, dass es für eine Bestimmung ausreicht.

Das Prinzip: Das Genom eines jeden Menschen ist im Grunde einmalig (von eineiigen Zwillingen abgesehen). Zwar sind einander alle Menschen der Erde genetisch ausgesprochen ähnlich, doch es gibt gewisse Teile der Erbsubstanz auf den Chromosomen, die doch Variationen aufweisen. Es handelt sich dabei zumeist um DNA-Abschnitte, die für lebenserhaltende Prozesse nicht entscheidend sind.

Wichtig sind jene Abschnitte der DNA, die für das Individuum typisch sind. Diese Bereiche bestehen auch aus sogenannten Mini-Satelliten. Sie setzen sich aus kurzen wiederholten Basenpaar-Sequenzen zusammen. Die Länge beträgt zehn bis etwas 100 solcher Basenpaare. Diese Abfolgen wiederholen sich zehn- bis etwa 100-mal. Die Wissenschafter sprechen daher von “Tandem Repeats”.

Bei der Untersuchung werden diese “Tandem Repeats” analysiert. Die mit dem sogenannten Southern-Blot erfolgende Untersuchung ergibt einen exakten Befund, was die Aufeinanderfolge der Basenpaare (Guanin, Cytosin, Adenin und Thymin) betrifft. Das ist dann der “genetische Fingerabdruck”. Für die Identifizierung einer Person muss aber entweder ein Vergleich mit eigenem Material – zum Beispiel aus noch vor einem Unglücksfall vorhandenen Gewebe- oder Blutproben bzw. Zellen oder mit Blutsverwandten erfolgen.

Der genetische Fingerabdruck wird sowohl in der Forschung als auch in der Gerichtsmedizin seit 1986 eingesetzt. Anwendungen in der Forschung sind beispielsweise Verwandtschaftsuntersuchungen bei Tieren, die in Gruppen leben, Studien über Fortpflanzungserfolge unterschiedlichster Art und Untersuchungen in der Humangenetik. Die forensische Medizin (Gerichtsmedizin) hat mit dem genetischen Fingerabdruck ein Werkzeug gewonnen, mit dessen Hilfe aus kleinsten an einem Tatort zurückgelassenen Geweberesten (Haut, Haare, Sperma, Blut etc.) ein Verdächtiger eindeutig als Täter überführt oder entlastet werden kann. DNA ist an sich sehr beständig. Material konnte auch aus Jahrtausende alten ägyptischen Mumien und sogar noch aus in Bernstein eingeschlossenen Insekten gewonnen werden.

Die mitochondriale DNA – also jene DNA, die in den “Kraftwerken” der Zellen enthalten ist – lässt sich für andere Untersuchungen nutzen. Die Mitochondrien werden von der Mutter auf die Kinder vererbt. Mitochondrien-DNA vom Vater haben sie nicht. Deshalb eignet sich die Methode zum Beispiel für die Bestimmung von Stammbäumen über Jahrhunderte hinweg.

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