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Kolumbien: 15 Tote vor Uribes Amtseinführung

Bei Terroranschlägen kurz vor der Amtseinführung des neuen kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe sind in Bogota mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen.

Mindestens elf der Opfer seien arme Müllsammler im Armenviertel El Cartucho in unmittelbarer Nähe des Parlaments und des Präsidentenpalastes, teilte die Polizei mit. Demnach beschossen die Rebellen das Elendsviertel mit Werfergranaten. Es liegt nur wenige Häuserblocks vom Kongress entfernt, in dem Uribe in Anwesenheit zahlreicher internationaler Ehrengäste den Amtseid leistete. Drei weitere Werfergranaten hätten die Fassade des Präsidenten-Palastes leicht beschädigt und drei Menschen verletzt.

Die Sicherheitskräfte schlossen auch nicht aus, dass linke FARC-Rebellen die Bewohner des Slums bezahlt haben könnten, um Gasflaschenbomben und Granaten auf das Parlament abzuschießen. Dabei könnte es zu einem Unfall gekommen sein, der die Menschen das Leben kostete. Das völlig verwahrloste Viertel wird zurzeit abgerissen und auch von vielen Drogensüchtigen bewohnt.

Drei Kinder sowie deren Mutter seien gestorben, als einer der Sprengkörper in ihrem nahe gelegenen Haus einschlug. Auch auf dem Parkplatz hinter dem Parlament schlugen Geschosse ein, die vier Menschen verletzten. Die Anschläge ereigneten sich, als Uribe zur Ablegung des Amtseides beim Parlament vorfuhr.

Schon in den Stunden vor der Vereidigung waren in verschiedenen Stadtteilen Bogotas kleinere Bomben detoniert, von denen sechs Menschen verletzt wurden. Traditionell werden die kolumbianischen Präsidenten auf einem Platz in der Hauptstadt unter freiem Himmel vereidigt. Ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug kreiste am Mittwoch während der Zeremonie über Bogota, um das Parlament vor einem möglichen Angriff aus der Luft zu schützen.

Der neue kolumbianische Präsident hat kurz nach seinem Amtsantritt eine Volksabstimmung über die mögliche Entsendung von Guerilla-Vertretern in das nationale Parlament vorgeschlagen. Die Maßnahme solle dazu dienen, Frieden zu schaffen und den bewaffneten Bürgerkriegsparteien die Integration ins bürgerliche Leben zu erleichtern, sagte Uribe offiziellen Angaben zufolge bei seiner Antrittsrede vor Abgeordneten und Senatoren. Zudem solle darin entschieden werden, ob das Zwei-Kammern-Parlament zu einem Gremium zusammengefasst werden solle, sagte Uribe weiter. Als der Präsident seinen Amtseid ablegte, hatte er noch nichts von den Anschlägen erfahren. Unter den Ehrengästen bei der Amtseinführung waren unter anderem die Präsidenten Venezuelas und Argentiniens sowie der spanische Thronfolger Felipe.

Uribe hatte Ende Mai die Präsidentenwahl gewonnen und war im Wahlkampf für eine harte Linie gegen die FARC eingetreten. Zudem wollte er die Militärausgaben für die Bekämpfung der Rebellen erhöhen. Uribe war im April einem Anschlag entgangen. Im Februar waren die Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Rebellen der FARC gescheitert. In dem seit 38 Jahren andauernden Bürgerkrieg kämpfen linke Rebellen gegen die Armee und rechte paramilitärische Gruppen. Allein im vergangenen Jahrzehnt sind dabei rund 40.000 Menschen getötet worden.

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