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Kollegen wegen 3.000 Euro entführt: Vier Bauarbeiter in Haft

Wegen 3.000 Euro haben vier Gelegenheitsarbeiter am Mittwoch in Wien zwei Kollegen entführt und versucht, ihren Ex-Chef zu erpressen.

Nach mehr als neun Stunden Martyrium konnte die Polizei die beiden 52- und 55-jährigen Opfer in einer Wohnung in Wien-Favoriten befreien. Die Männer wurden von den mutmaßlichen Tätern misshandelt und erlitten durch Schläge massive Verletzungen im Gesicht sowie am Rücken. Die vier Verdächtigen befinden sich in Haft und sind laut Polizei großteils geständig.

Ausständige Lohnzahlungen in der Höhe von 1.500 Euro seien von den Männern als Grund für die brutale Entführung genannt worden, sagte Major Gerhard Winkler von der Kriminaldirektion 1 am Freitag bei einer Pressekonferenz. Entführt wurden die beiden Arbeiter am Mittwochvormittag bei einer Baustelle in Wien-Döbling. Drei der Verdächtigen – zwei 26-jährige Russen sowie ein Gleichaltriger georgischer Herkunft – lauerten den Männern um 10.30 Uhr auf und verlangten laut Polizei zunächst das Erscheinen des Firmeninhabers aus Polen. Die Opfer wurden dabei mit Schlägen eingeschüchtert und verletzt.

Nach längerem Warten ohne Ergebnis zwangen sie die Arbeiter schließlich in deren Wagen, so Winkler. Der Haupttäter Magomed B. zückte dabei ein Kampfmesser und zwang die Entführten zu mehreren Anrufen beim Chef. Sollte der Unternehmer nicht bis 17.00 Uhr bezahlen, drohten die Männer die Ermordung der Arbeiter an. Der Firmeninhaber erkannte seine früheren Arbeiter bei den Telefonaten, verständigte aber erst nach Gesprächen mit einem Freund kurz nach 16.00 Uhr die Polizei in Ebreichsdorf (Bezirk Baden).

Die Fahrt der Entführer nach Wien-Favoriten endete in einer 20 Quadratmeter großen Wohnung in der Troststraße. Dort wartete der 32-jährige Wohnungsinhaber Tschingis I. aus Russland, der gemeinsam mit Aslambek I. die Arbeiter in der Wohnung einsperrte. Die beiden anderen Verdächtigen Magomed B. und Aslan S. hätten sich unter dessen um die Lösegeldforderung gekümmert, erklärte Winkler.

Der Polizei und dem Unternehmer gelang es, die Lösegeldübergabe in der Kettenbrückengasse in Margareten bis 20.30 Uhr zu verzögern und die Adresse der Wohnung ausfindig zu machen. Nach der widerstandslosen Überwältigung zweier Verdächtiger bei der vorgetäuschten Geldübergabe durch Cobra und Polizei, konnten wenig später die beiden Aufpasser in der Wohnung festgenommen werden. Die Russen kamen den Ermittlern gegen 20.40 Uhr bereits im Stiegenhaus entgegen. Sie hatten die Beamten offenbar entdeckt, versuchten sich als unauffällige Mieter zu tarnen und – ohne Erfolg – an den Ermittlern vorbeizugehen.

Die beiden Opfer aus Polen und Serbien seien durch mehrere Morddrohungen extrem eingeschüchtert worden, so der Ermittler. “Sie haben wirklich Todesangst gehabt.” Bei der Befreiung hätten die Männer am ganzen Körper gezittern, einer habe geweint. In ein Spital mussten die beiden nicht gebracht werden.

Die vier Asylwerber wurden ins Wiener Landesgericht überstellt und befinden sich in Untersuchungshaft, so Winkler. Der erpresste Inhaber der Wiener Baufirma habe zwar die ausständigen Lohnzahlungen bestätigt, sei offenbar aber selbst vom Auftraggeber nicht bezahlt worden. Die verlangte Summe sei im Verhältnis zu der Forderung “auf jeden Fall überzogen”.

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