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Kokain wird immer billiger

Kokain ist schon längst nicht mehr nur die Droge der Reichen und der Schickeria, sondern wird immer billiger und zieht deshalb auch die „Straßenuser“ und Konsumenten in der „Partyszene“ verstärkt an.

„Die Verbreitung und der Konsum sind in den vergangenen fünf Jahren einem deutlichen Wandel unterzogen worden“, erklärte der Wiener Drogenexperte Dr. Hans Haltmayer von der Hilfseinrichtung „Ganslwirt“ im Gespräch mit der APA. Dabei gibt es auch besonders schädliche Ausprägungen wie den Konsum über Injektionsnadeln.

Die verschiedenen Kokainszenen wirken wie Tag und Nacht: Während die Schickimicki-Szene und Prominente ihr „Koks“ als weißes Pulver durch Geldscheine in die Nase ziehen und damit ohne abzustürzen längere Zeit recht gut über die Runden kommen, setzt man sich in der Straßenszene eine Spritze, um zu einem noch rascheren, aber unkontrollierten Kick zu kommen. „Die gesellschaftlich Erfolgreichen können mit der Substanz relativ lang sehr unauffällig leben“, schilderte Haltmayer. Diametral gegenüber stehen ihnen die User auf der Straße, die regelrechte „Koka-Runs“ absolvieren, um sich die Droge 15 bis 20 Mal täglich direkt in die Blutbahn spritzen zu können.

Die euphorisierende Wirkung des Kokains wird durch die Injektion noch gesteigert, die Rezeptoren im Gehirn „regelrecht geflutet“, so Haltmayer. Der Kick währt aber nur kurz und der Konsument fällt in eine tiefe Depression, die er mit weiteren Rationen bekämpfen will. Für den „Heavy User“ besteht der Tag dann nur noch daraus, weiteren Stoff zu besorgen und zu konsumieren. „Dies geht natürlich mit Beschaffungskriminalität einher, die Kosten sind enorm“, schilderte Haltmayer.

Zudem stellt diese Art des Konsums eine enorme Belastung für Körper und Psyche dar. Vor allem zu Depressionen neigende Personen geraten dadurch in einen Teufelskreislauf: „Das ist wie, wenn man Öl ins Feuer gießt“, warnte der Drogenarzt. Die Zahl dieser Kokainkonsumenten ist allerdings in der Bundeshauptstadt überschaubar. Bei der Drogenberatungseinrichtung „Ganslwirt“ schätzt man ihre Zahl auf 40 bis 100.

Keine Probleme gibt es in Österreich offenbar mit einem Kokainderivat, das vor allem in den USA weit verbreitet ist: „Crack“, das aus Kokainbase besteht und geraucht wird, finde hier zu Lande nur sehr vereinzelt Abnehmer, meint der Drogenexperte.

Andernorts hielt das weiße Pulver Einzug in Gruppierungen, die sich davor schon mit anderen Drogen aufputschten: Bei der so genannten Partyszene, in der sonst eher Substanzen wie Ecstasy oder Amphetamine konsumiert wurden, findet sich nun ebenso Kokain. Die Konsumenten reichen dabei vom „Wochenenduser“ bis zum Hochrisikokonsumenten, der auch mehrere Substanzen mischt.

Generell stellen Experten einen deutlichen Preisverfall der früher eher elitären Kreisen zugerechneten Substanz fest: „Früher kostete ein Gramm 3.000 Schilling, jetzt sind es nur mehr 70 bis 100 Euro“, so Haltmayer.

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