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Kokain in Sporttaschen: Zweitägiger Drogenprozess

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Symbolbild ©Bilderbox
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag am Landesgericht Korneuburg ein zweitägiger Prozess begonnen, in dem es um die Rekordmenge von mehr als 200 Kilogramm für die Niederlande bestimmtes Kokain geht.

Sechs Angeklagte aus vier Ländern müssen sich wegen Suchtgifthandels und erpresserischer Entführung vor Geschworenen verantworten. Sie hatten vorübergehend einen verdeckten Ermittler in ihre Gewalt gebracht.

Zu Verhandlungsbeginn gab es Schuldbekenntnisse des Erst- und Zweitangeklagten, eines 63-jährigen Briten und eines 30-jährigen Niederländers. Die übrigen Beschuldigten (27, 59, 41 und 46) aus den Niederlanden, Bosnien-Herzegowina und Marokko wollten teilweise nicht gewusst haben, dass es bei der “Reise” nach Wien bzw. Stockerau, wo die in Sporttaschen verpackten Suchtmittel in einer Fabrikshalle gelagert waren, um Drogen ging. Am Donnerstag sollen – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – die mit dem Aufgriff im Februar befassten verdeckten Ermittler aussagen.

Szenen aus Krimis a la “Miami Vice”

Den Festnahmen im Februar und der Sicherstellung des Suchtgifts – der größten Menge Kokain bisher in Österreich – gingen Undercover-Ermittlungen und internationale Behördenzusammenarbeit voraus. Die Schilderung von Staatsanwalt Friedrich Köhl erinnerte an Szenen aus Krimis a la “Miami Vice”: Demnach war seit längerem ein verdeckten Ermittler mit dem Ziel eingesetzt, eingeschmuggelte Drogen abzuziehen. Er trat als “Spediteur” auf und lernte den Briten kennen, der sich guter Verbindungen zu Drogenhändlern im südamerikanischen Raum “gerühmt” habe.

Der Brite bat den verdeckten Ermittler dann am 11. Jänner per E-Mail, nach einer von Südamerika nach Antwerpen (Belgien) verschifften Lieferung zu suchen, die man aus den Augen verloren hätte. Tatsächlich war der Container mit sieben in der Ladung versteckten Sporttaschen voll Kokain aufgrund eines anonymen Hinweises bereits in dem belgischen Hafen sichergestellt worden. Zwecks Übergabe der Drogen an die mutmaßlichen Täter überstellten die belgischen Behörden die brisante Fracht nach Wien-Schwechat, vom Flughafen wurden die Taschen dann nach Stockerau gebracht.

In der Folge vereinbarte der Brite laut Köhl ein Treffen mit dem verdeckten Ermittler, weitere Verdächtige erschienen, um das Suchtgift abzuholen. Die Drogen wurden in Stockerau besichtigt und Stichproben genommen. Hinsichtlich der Entlohnung einigte man sich auf 1,2 Mio. Euro, die Geldübergabe war im Wiener Donauzentrum geplant, sagte der Staatsanwalt. Dann hieß es, der V-Mann solle in ein Wiener Hotel kommen, was er ablehnte. Man traf einander in Stockerau, wo der Zweitangeklagte (30) den “Spediteur” allerdings nicht bezahlte, sondern ihn mit einer Pistole bedrohte und zwang, einen weiteren Kontaktmann anzurufen. In einem günstigen Moment griffen die in der Halle versteckten Kollegen des Kriminalisten zu. Die im Donauzentrum wartenden Komplizen wurden ebenfalls festgenommen.

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