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Koalitionstruppen töteten versehentlich afghanische Soldaten

Die US-geführten Koalitionstruppen haben nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums versehentlich neun afghanische Soldaten getötet und damit Spannungen zwischen beiden Ländern ausgelöst.

Drei weitere Soldaten der afghanischen Armee seien bei dem Luftangriff am Mittwoch im Distrikt Sayedchail in der östlichen Provinz Khost verletzt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Kabul mit. Einer der Verletzten schwebe in Lebensgefahr. Das afghanische Ministerium verurteilte den “aufs Schärfste”. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Der Beschuss durch Hubschrauber ereignete sich demnach um 02.00 Uhr Ortszeit (Dienstag 23.30 Uhr MESZ). Nach Angaben der US-Armee waren Koalitionstruppen in dem Distrikt in mehrere Gefechte verwickelt. Als Folge seien “womöglich irrtümlich” afghanische Soldaten getötet und verletzt worden, hieß es in einer Mitteilung der amerikanischen Streitkräfte. Erste Berichte der Truppen in der Gegend deuteten darauf hin, dass dies auf eine “Verwechslung auf beiden Seiten” zurückzuführen sei. Die US-Truppen kündigten eine gemeinsame Untersuchung mit der afghanischen Nationalarmee an.

Bei Gefechten in Südafghanistan wurden nach offiziellen Angaben zahlreiche Taliban-Kämpfer getötet. Der Polizeichef der Provinz Uruzgan, Juma Gul Hemat, sagte am Mittwoch, mehr als 150 Aufständische hätten in der Nacht zuvor das Verwaltungszentrum des Distrikts Deh Rawood (Di Rawud) angegriffen. “Mehr als 35” Rebellen und drei Polizisten seien getötet worden. Die Aufständischen seien geflohen, als NATO-Kampfhubschrauber am Ort der Kämpfe eintrafen. Weder die US-Truppen noch das Kommando der NATO-Truppen bestätigten zunächst den Einsatz.

Das afghanische Verteidigungsministerium teilte am Mittwoch mit, in der südafghanischen Provinz Helmand seien “Dutzende” Rebellen getötet oder verletzt worden. Die Leichen von fünf bekannten Taliban-Kämpfern seien gefunden worden. Afghanische Soldaten seien aus der Luft von Koalitionstruppen unterstützt worden. Die US-Truppen teilten mit, in Helmand sei bereits am Montag ein Taliban-Kommandant bei einem Luftangriff getötet worden. Bei Operationen in den Provinzen Khost, Paktia und Ghazni seien sechs Aufständische getötet und sieben weitere gefangen genommen worden.

Die deutsche Regierung hält unterdessen auch nach dem gewaltsamen Tod von zwei deutschen Soldaten in Afghanistan an ihrem militärischen Engagement dort fest. Ohne Sicherheit sei ein Wiederaufbau des Landes nicht möglich, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Mittwoch in Berlin. Kurz zuvor hatte die Bundeswehr im nordafghanischen Kunduz Abschied von den zwei Soldaten genommen, die bei einem Selbstmordattentat nahe der Stadt am Montag ums Leben gekommen waren.

Kanzlerin Angela Merkel und die Regierung sprachen den Angehörigen der Soldaten ihr Mitgefühl aus. Nach der schrecklichen Nachricht gelte ihr Mitgefühl den Familien der Männer, aber auch denen der fünf bei dem Anschlag am Montag getöteten afghanischen Kinder, zitierte Steg die Kanzlerin. Am Freitag soll am deutschen Standort Zweibrücken im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz eine Trauerfeier stattfinden. Auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, wollen dann Abschied von den toten Soldaten nehmen.

Der Bundeswehrverband gab der Regierung in Berlin indes eine Mitschuld an dem Anschlag. “Die Bundesregierung trägt eine Mitverantwortung. Die heutige Situation hätte durch mehr ziviles Engagement verhindert werden können”, sagte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Ulrich Kirsch der “Passauer Neuen Presse” vom Mittwoch. “Die Große Koalition betont zwar, dass unsere Aufgabe in Afghanistan zu 80 Prozent durch zivilen Aufbau gelöst werden muss. Nur: 80 Prozent der deutschen Gelder fließen in den Militäreinsatz”, kritisierte Kirsch. “Das ist eine Schieflage.”

Für neue Unruhe in Deutschland sorgte auch ein Video des unter Terrorverdacht stehenden deutschen Islamisten Eric Breininger. “Wir erklären jedem Land den Krieg, das aufseiten Amerikas gegen die Muslime kämpft”, sagt der 21-jährige Deutsche in dem knapp sechsminütigen Film. Der seit Monaten gesuchte Mann lüftet auch das Rätsel um seinen Aufenthaltsort: “Ich befinde mich in Afghanistan und plane persönlich keinen Anschlag gegen die Bundesrepublik Deutschland.” Breininger wird dem Umfeld der Sauerland-Gruppe zugerechnet, deren Anschlagsplanungen vor rund einem Jahr vereitelt wurden. Nach Informationen von “Spiegel Online” gehen die Behörden davon aus, dass das Video authentisch ist.

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