“Wir können nicht die nächsten Generationen belasten mit der Nicht-Lösung der Probleme, die jetzt anstehen”, sagte Schönborn bei einer Pressekonferenz am Freitag.
Unter anderem drängt Schönborn auf mehr Geld für die Entwicklungshilfe, die Einführung einer bedarfsorientierten Mindestsicherung, die Lösung der Pflegeproblematik und mehr Familienförderung.
Nach dem Scheitern der bisherigen Großen Koalition zieht Schönborn eine ernüchternde Bilanz. “In weiten Teilen der Bevölkerung ist daher eine resignative Grundstimmung zu spüren, die die Fundamente der Demokratie ernsthaft gefährden kann”, heißt es in einer Erklärung der am Donnerstag abgeschlossenen Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz.
Schönborn forderte daher mehr politisches Engagement der Christen. Man müsse fragen “Was tue ich für die Republik?” und nicht nur “Was tut die Republik für mich?” Populismus könne sicher nicht die Antwort sein.
Von der neuen Regierung fordert Schönborn unter anderem eine Informationspflicht über Hilfsmöglichkeiten für “Schwangere in Notsituationen” vor Abtreibungen. Eine verpflichtende Schwangeren-Beratung wie in Deutschland, wo sich die katholische Kirche 2002 nach einer Weisung aus Rom aus der Beratung zurückgezogen hat, lehnt Schönborn ab.
Mit Blick auf die EU-Arbeitszeitrichtlinie drängte der Kardinal außerdem auf die Verteidigung des arbeitsfreien Sonntags.
Für Familien verlangte Schönborn mehr “materielle und immaterielle” Förderung. Allerdings lässt der Kardinal nur die “dauerhafte Gemeinschaft von Mann und Frau, die für Kinder offen ist” als Familie gelten. Alleinerzieherinnen fallen damit offenbar nicht unter den katholischen Familienbegriff. Schönborn bekräftigte auf Nachfrage jedenfalls, dass beim Fehlen der Gemeinschaft von Mann und Frau nicht von Familie gesprochen werden könne.
Für Toleranz warb Schönborn gegenüber islamischen Zuwanderern. “Wir dürfen nicht vergessen: Wir haben, Österreich hat, in den 60er Jahren die Vorfahren dieser Mitbürger als Gastarbeiter eingeladen”, sagte Schönborn. Außerdem hätten die Gastarbeiter nicht wenig zum “Aufschwung Österreichs” beigetragen.