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"Könnten von ihnen lernen"

©VMH/Klaus Hartinger
Simon Vetter absolvierte seinen Zivildienst im westafrikanischen Sierra Leone.

Aufgekommen ist die Idee in Wien. Das Bachelor-Studium in Ressourcenmanagemant auf der Wiener Universität für Bodenkultur war gerade abgeschlossen und das Militär beziehungsweise der Zivildienst noch ausständig. „Das Militär kam für mich nicht in Frage. Ich bin dann per Zufall auf das Sonnenschein-Stipendium gestoßen und habe mich direkt dafür interessiert und beworben“, erzählt Simon Vetter, wie es zu seinem einjährigen Aufenthalt im westafrikanischen Sierra Leone gekommen ist. „Das Sonnenschein-Stipendium ist ein Vorarlberger Programm zur Ausbildung von Solartechnikern in den Ländern des Südens“, erklärt der Lustenauer. Das Programm stellt Geld und benötigte Mittel, wie etwa Solaranlagen, zur Verfügung, um die Leute dort diesbezüglich auszubilden. Simon Vetter war in Sierra Leone für die verschiedensten Aufgaben verantwortlich: „Ich unterrichtete Physik, Mathe, Landwirtschaft und Biogastechnologie“, zählt der 25-Jährige auf. Zudem habe er auch viel in der Landwirtschaft, bei der er auch untergebracht war, mitgearbeitet: „Es war sehr spannend, Früchte wie Ananas und Mangos oder eine Hülsenfrucht wie die Erdnuss anzupflanzen und zu ernten.“

Sauberes Wasser

Ein weiteres Projekt, an dem Vetter beteiligt war, lehrte den Bewohnern Sierra Leones, wie sie ihr Wasser mittels UV-Strahlung der Sonne ohne Kostenaufwand keimfrei machen können. Die Resonanz war gut, „und auch ich hatte im gesamten Jahr kein einziges Mal Durchfall“, fügt der smarte Lustenauer mit einem Augenzwinkern hinzu.

Gelebt hat er „in einer einfachen Lehmhütte – wir mussten sogar das Wasser zum Duschen von der Wasserpumpe holen. Als ich daheim zum ersten Mal wieder unter einer warmen Dusche stand, hatte ich regelrecht Angst, dass jemand schreit, ich würde zu viel Wasser verbrauchen“, erinnert sich Vetter. Auch in österreichischen Supermärkten „wird mir teilweise richtig anders. Es ist wahnsinnig, wie viel Fleisch hier angeboten und schlussendlich doch wieder weggeworfen wird. In Sierra Leone gibt es nur einmal im Jahr Fleisch.“

Wäre der Flug nach Sierra Leone nicht so teuer, würde der Lustenauer „sofort wieder hinfliegen“. Er hat in Sierra Leone Freunde fürs Leben gefunden. „Die Leute sind unglaublich freundlich und offen. Sogar das Zusammenleben von Christen und Muslimen funktioniert – im Gegensatz zu hier – einwandfrei.“ Überall stünden Kirchen und Moscheen. Was er an Sierra Leone vermisst? „Das gute Essen und die lieben Leute. Aber vor allem den Anstand der Menschen – wir könnten sehr viel von ihnen lernen.“

zur Person

Simon Vetter Geboren: am 22. Jänner 1984 Ausbildung: seit 2004: Studium in Wien (Ressourcenmanagement) Wohnhaft: in Lustenau und Wien Interessen: Politik und fremde Kulturen

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