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Knapp 200.000 Ukraine-Flüchtlinge kamen nach Deutschland

Fast 200.000 Ukraine-Flüchtlinge haben inzwischen Deutschland erreicht.
Fast 200.000 Ukraine-Flüchtlinge haben inzwischen Deutschland erreicht. ©REUTERS/Hannibal Hanschke (Symbolbild)
Knapp 200.000 Kriegsflüchtlinge sind laut offiziellen Zahlen seit Beginn von Russlands Angriff auf die Ukraine von dort nach Deutschland gekommen.
LIVE-Blog am Freitag

Wie ein Sprecher des Innenministeriums am Freitag mitteilte, hat die Bundespolizei bisher die Einreise von 197.423 Flüchtlingen aus der Ukraine festgestellt. Die meisten Flüchtlinge sind Frauen und Kinder.

Knapp 200.000 Ukraine-Flüchtlinge erreichten Deutschland

Erfasst werden allerdings nur Geflüchtete, die von der Bundespolizei angetroffen werden, etwa an der österreichisch-bayerischen Grenze, an Bahnhöfen oder in Zügen.

Einreise für Ukrainer ohne Visum möglich

Im Regelfall gibt es keine festen Grenzkontrollen an den EU-Binnengrenzen, Ukrainer dürfen zudem ohne Visum einreisen - die Zahl der Angekommenen ist daher wahrscheinlich deutlich höher. Nicht erfasst wird außerdem, wie viele von ihnen womöglich von Deutschland aus weiterreisen zu Freunden oder Verwandten in anderen Staaten.

Andreas Roßkopf, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für die Bundespolizei, sprach sich dagegen aus, bei der EU-Kommission Grenzkontrollen anzumelden. Schließlich würden an der polnisch-ukrainischen Grenze bereits Kontrollen vorgenommen. "Dies läuft unseren Erkenntnissen nach auch sehr gut. Unsere polnischen Kolleginnen und Kollegen machen da einen tollen Job und kontrollieren sehr intensiv", sagte Roßkopf. Wichtig wäre zudem ein Shuttle-Service für geflüchtete Frauen und Kinder von den Bahnhöfen zu ihren Unterkünften. Sie müssten vor Kriminellen geschützt werden, die versuchen könnten, ihre Notlage auszunutzen.

Über drei Millionen Ukraine-Flüchtlinge

Nach UNO-Angaben haben bereits mehr als 3,1 Millionen Menschen aus der Ukraine im Ausland Zuflucht gesucht. Die meisten blieben zunächst in den Nachbarländern. Allein in Polen kam rund zwei Millionen Menschen an.

Österreich will 2.000 Ukraine-Flüchtlinge übernehmen

In den nächsten Tagen will Österreich per Luftbrücke 2.000 ukrainische Vertriebene aus der Republik Moldau (Moldawien) übernehmen. Der Fokus des gemeinsam mit dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR aufgesetzten Aufnahmeprogramms liegt auf besonders schutzbedürftigen Personen. Die Lage in Moldau ist schwierig - im 2,6 Mio. Einwohner umfassenden Land sind schon mehr als 100.000 Flüchtlinge registriert. Zahlreiche Moldauer verlassen aufgrund der Kriegsgefahr selbst das Land.

Zehntausende Flüchtlinge in Moldau registriert

"In der Bevölkerung ist die Sorge groß, dass der Konflikt auf die Republik Moldau, welche weder EU- noch NATO-Mitglied ist, übergreifen könnte", meinte Elisa Deutschmann, Austrian Educational Coordinator im Kooperationsbüro der Agentur für Bildung und Digitalisierung (OeAD) in der Hauptstadt Chisinau, zur APA. Der OeAD unterstützt das moldauische Bildungsministerium bei der Durchführung von Reformen insbesondere im Bereich der Berufsbildung und der inklusiven Bildung.

Moldau Nachbarland der Ukraine

Nach wie vor sei etwa der Konflikt um das von Moldau seit mehr als 30 Jahren abtrünnige prorussische Gebiet Transnistrien ungelöst, so Deutschmann. "Hinzu kommt die geografische Nähe. Die ukrainische Hafenstadt Odessa ist nur dreieinhalb Autostunden von der moldauischen Hauptstadt Chisinau entfernt. Zahlreiche Moldauer, welche die Möglichkeit haben, verlassen bereits jetzt das Land - temporär, wie betont wird, bis sich die Lage wieder beruhigt hat."

Ukraine nutzten Fluchtroute über Moldau

Seit dem ersten Tag der Invasion der Ukraine bis Anfang der laufenden Woche haben laut moldauischem Innenministerium mehr als 330.000 Ukrainerinnen und Ukrainer bzw. Angehörige anderer Nationen mit ukrainischem Aufenthaltstitel die Fluchtroute über die Republik Moldau genutzt. Rund 103.000 sind geblieben, das entspricht rund vier Prozent der moldauischen Bevölkerung. Knapp 50.000 davon sind Kinder und Jugendliche.

"All jene, welche Verwandte oder Bekannte im Ausland haben, nutzen die Möglichkeit, dort Anschluss zu finden und reisen weiter", so Deutschmann. "Durch die geografische und kulturelle Nähe entscheidet sich jedoch eine zunehmende Zahl an Flüchtlingen, in der Republik Moldau zu bleiben."

Solidarität in Moldaus Bevölkerung

Die Solidarität der moldauischen Bevölkerung ist für Deutschmann "überwältigend". Bereits in den ersten Tagen der Krise sei im Innenministerium ein Krisenstab zur Koordination der Freiwilligentätigkeit eingerichtet worden. "Jeder tut, was sie oder er kann." Freiwillige Dolmetscherinnen und Dolmetscher würden Geflüchtete an der Grenze in Empfang nehmen. "Mit Privat-PKWs werden Transportmöglichkeiten von der Grenze nach Chisinau und weiter organisiert. Privatpersonen verteilen Essen, Telefonwertkarten und Taschengeld an den Grenzen." Unzählige Personen seien in Privatunterkünften untergebracht, es gebe kostenlose psychologische Beratung in Flüchtlingsunterkünften und online.

Deutschmann: Moldau wird Hilfe brauchen

"Auch wenn das Engagement der Bevölkerung herausragend ist, wird die Republik Moldau aber langfristig internationale Unterstützung benötigen", meinte Deutschmann. "Von der Unterbringung über die Verpflegung bis hin zur medizinischen Versorgung von Flüchtlingen mangelt es an finanziellen und personellen Ressourcen." Mittlerweile würden sich neben lokalen Initiativen auch internationale Organisationen in der Erstversorgung engagieren, die internationale Finanzhilfe laufe an. "Die institutionellen Rahmenbedingungen insbesondere für die langfristige Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt und die Integration von Kindern und Jugendlichen in das Schulsystem müssen jedoch erst geschaffen werden, um eine Überlastung des Systems zu verhindern. "

Aufgrund der aktuellen Entwicklung unterstützt das OeAD-Kooperationsbüro derzeit die zentrale moldauische Koordinationsstelle für Freiwilligenaktivitäten in der Flüchtlingsbetreuung sowie das moldauische Bildungsministerium bei der psychosozialen Erstversorgung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Außerdem wird ein Projekt zur langfristigen Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in das moldauische Schulsystem erarbeitet. Außerdem bietet man online Schulungen in Krisenintervention für Personen, die in der Flüchtlingsbetreuung tätig sind, an.

(APA/Red)

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