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Kämpfe gehen mindestens eine Woche weiter

Israel will die Kämpfe im Gazastreifen mindestens bis in die nächste Woche fortführen. Das Militär sei "sehr, sehr kurz" davor, sein Ziel im Kampf gegen die radikal-islamische Hamas zu erreichen, sagte Minister Shaul Mofaz. Gazastreifen bereitet Sorgen  Bilder    Kämpfe in Gaza-Stadt

In der kommenden Woche werde auf einer Kabinettssitzung über das weitere Vorgehen entschieden. Auch der Chef der israelischen Streitkräfte erklärte am Dienstag, es gebe noch einiges zu tun. Die Armee rückte Augenzeugen zufolge weiter auf Gaza-Stadt vor, während erneut Raketen in Südisrael niedergingen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon rief beide Seiten vor seiner Nahost-Reise dazu auf, die Kämpfe einzustellen. EU-Entwicklungskommissar Louis Michel übte scharfe Kritik an Israel.

“Ich gehe davon aus, dass bei einer Kabinettssitzung in der kommenden Woche Bilanz gezogen und eine Entscheidung getroffen wird, ob und wie die Einsätze fortgesetzt werden”, sagte Mofaz dem Armee-Radio. Der Stabschef des Militärs, Gabi Ashkenasi, berichtete einem Ausschuss des Parlaments, bei den Angriffen sei viel erreicht worden. “Aber wir haben immer noch Arbeit vor uns.” Der militärische Arm der Hamas werde weiter geschwächt, die israelische Abschreckung weiter gestärkt und die Sicherheitslage für die Bewohner von Südisrael weiter verbessert, die unter den Raketenangriffen der Hamas litten.

In Gaza-Stadt waren Explosionen und Schüsse aus schweren Maschinengewehren zu hören. Sanitäter sprachen von zwölf bewaffneten Palästinensern, die bei den Gefechten am Morgen getötet worden seien. Die israelische Luftwaffe flog nach Militärangaben Angriffe auf 60 Ziele. Darunter seien Tunnel gewesen, durch die Waffen von Ägypten aus in den Küstenstreifen geschmuggelt worden seien. Die Hamas berichtete von Gefechten mit israelischen Einheiten, die von Kampfhubschraubern unterstützt worden seien. In der israelischen Stadt Birsheba schlugen zwei Raketen ein. Verletzt wurde niemand.

Israel begründet die Offensive mit dem seit Monaten anhaltenden Raketenbeschuss durch die Hamas. Wie die USA fordert die israelische Regierung einen Stopp der Angriffe und ein Ende des Schmuggels. Ein von Ägypten vermittelter Plan schien keine Fortschritte zu machen. Aus Politiker-Kreisen im Libanon verlautete, die Hamas werde die Vorschläge bald ablehnen.

UN-Generalsekretär Ban sollte eine Woche lang mit Staats- und Regierungschefs in Ägypten, Israel, Jordanien und Syrien führen. “Meine Botschaft ist schlicht, einfach und auf den Punkt: Die Kämpfe müssen aufhören”, sagte er vor seinem Abflug. “Beiden Seiten sage ich: Hört jetzt einfach auf.”

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fordert von Israel ungehinderten Zugang für internationale Helfer in den Gazastreifen. Um das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung zu lindern, sollten Verletzte so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden können, teilte die Organisation in Jerusalem mit. Darüber hinaus wird Ban vor seinem Israel-Besuch aufgefordert, eine internationale Untersuchung einzuleiten, damit mögliche Kriegsverbrechen Israels und der radikalislamischen Hamas untersucht werden können. Weil Israel sowohl Journalisten als auch Menschenrechtsgruppen die Einreise in den Gazastreifen verweigere, biete nur eine internationale Untersuchung die Chance, Fakten ans Licht zu bringen und einen Missbrauch einzuschränken.

Aus Sicht von Human Rights Watch steht der Gazastreifen vor einer Katastrophe. Eine humanitäre Krise habe es wegen der Blockade Israels schon vor Beginn der Militäroffensive am 27. Dezember gegeben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte unterdessen angesichts der fortgesetzten Kämpfe sowie der schlechten Hygienebedingungen im Gazastreifen vor einem Ausbruch von Krankheiten. Müll werde nicht mehr eingesammelt und die Abwasserbehandlung sei nicht mehr gesichert.

Israel sieht sich wegen seiner Offensive im Gazastreifen erstmals mit schweren Vorwürfen aus der Europäischen Kommission konfrontiert. “Israel missachtet das humanitäre Völkerrecht”, sagte EU-Entwicklungskommissar Louis Michel der belgischen Zeitung “La Libre Belgique”. Israel habe bei seiner Offensive im Gazastreifen die Pflicht, das Leben der Bevölkerung zu erhalten und für deren Schutz und Ernährung zu sorgen, sagte Michel. “Das geschieht offensichtlich nicht”. Die Lage sei “dramatisch” und das Verhaltens Israels gerade als demokratischer Staat nur schwer zu akzeptieren, kritisierte der belgische Kommissar.

Palästinensischen Ärzten zufolge starben bei den seit 18 Tagen anhaltenden Kämpfen mindestens 935 Menschen. Die von der radikal-islamischen Hamas beherrschte Regierung im Gazastreifen erklärte, darunter seien fast 400 Frauen und Kinder. Auf israelischer Seite sind zehn Soldaten und drei Zivilisten ums Leben gekommen.

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