Auch wenn es draußen noch so frostig ist und die Kälte von den Zehen bis in die letzten Haarspitzen kriecht: Allein davon bekommt niemand eine Erkältungskrankheit. Erst, wenn Viren, und hier im Speziellen die sogenannten Rhinoviren, die Immunabwehr des Körpers knacken, kommt es zu einem grippalen Infekt. Kälte kann insofern ein Risikofaktor sein, als Menschen dann näher zusammenrücken und es den Viren so leicht machen, sich neue Wirte zu suchen, erklärte Dr. Peter Wöß beim Mini Med Studium in Feldkirch anschaulich die nur marginal vorhandenen Zusammenhänge zwischen Kälte und Erkältungskrankheiten.
Kitzeln in der Nase
Laut medizinischer Definition handelt es sich bei einer Erkältung oder einem grippalen Infekt um eine akute Infektion der oberen Atemwege. Im Gegensatz dazu ist die Influenza eine Infektion der unteren Atemwege. Erste Anzeichen einer Erkältung spüren Betroffene meist als Kitzeln in der Nase, so Peter Wöß, Allgemeinmediziner in Rankweil. Danach folgen die üblichen Symptome: Husten, Kratzen im Hals, Niesen, Heiserkeit, Kopf- und Gelenkschmerzen und zum Teil auch Fieber. Wobei die Höhe von der Art des Virus abhängig ist. Wöß verwies außerdem darauf, dass der trockene Reizhusten durchaus in einen längeren Husten übergehen kann. Nach gut einer Woche sollte der Spuk jedoch vorbei sein.
Komplikationen treten auf, wenn sich die Viren auf Hals, Rachen und Bronchien ausweiten. Dann kann es beispielsweise zu einer Stirnhöhleneiterung und im schlimmsten Fall zu einer Lungenentzündung kommen, erläuterte Peter Wöß. Deshalb sei eine Abklärung, ob es sich nur um eine Erkältung oder doch um eine echte Grippe handelt, sehr wichtig. Eine Möglichkeit der Unterscheidung: Bei Erkältungen überwiegt der Schnupfen, bei der Influenza hohes Fieber.
200 verschiedene Viren
Erkältungen sind sehr häufig. Laut Arzt hat jeder Dritte mehrere Erkältungen im Jahr. Bei Kindern sind sogar bis zu zehn Infekte normal. Was bei rund 200 verschiedenen Virenarten kaum verwundert. Die Weiterverbreitung erfolgt deshalb so rasch, weil ein Erkrankter bis zu zehn Tagen Viren ausscheiden kann. Eben deshalb sollte man große Menschenansammlungen in dieser Jahreszeit meiden, verdeutlichte Peter Wöß.
Wesentlichen Einfluss auf den Verlauf einer Erkältung hat das Immunsystem. Ist es durch eine chronische Erkrankung, Alkohol, Nikotin, Bewegungsmangel, schlechte Ernährung oder Stress geschwächt, ist es auch anfälliger für Virenattacken. Die beste Vorbeugung besteht also in einem gesunden Lebensstil mit viel Bewegung an der frischen Luft und einer Abhärtung mit Kneippgüssen oder Saunieren. Hat es einen trotzdem erwischt helfen keine Medikamente, sondern nur Ruhe, viel Flüssigkeit und Inhalationen etwa mit Kamillenextrakt. Keine Bestätigung gibt es für die Wirksamkeit einer erhöhten Vitamin-C-Gabe. Aber der Placeboeffekt ist auch nicht zu unterschätzen, so Wöß. Denn er gebe den Menschen das Gefühl, sich gut zu fühlen. Und das mobilisiere ja auch die Selbstheilungskräfte.
Hausmittel probieren
Aus der Apotheke von Mutter Natur bediente sich Mag. Walter Barbisch von der Vorderland-Apotheke in Sulz bei seinen Erläuterungen über alternative Behandlungsmethoden.
So ist inzwischen der Nutzen des Roten Sonnenhutes, besser bekannt als Echinacea, durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt. Bei vorbeugender Einnahme wird das Risiko für eine Erkältung um bis zu 50 Prozent gesenkt, erklärte Barbisch. Auch Tropfen oder Tabletten aus dem Wurzelextrakt der südafrikanischen Kaplan-Pelargonie machen Viren das Überleben schwerer. Zink hat laut Barbisch ebenfalls einen stärkenden Einfluss auf das Immunsystem. Als weitere Hausmittel pries er Lindenblüten- und Holunderblütentee, den Saft aus reifen Holunderbeeren, Hühnersuppe, Wickel, Essigsocken und Apfelkren mit Honig an.
Für alle gilt: Bei den ersten Anzeichen einer Erkältung solche Mittel in konzentrierter Form zu sich nehmen. Das biete die Chance, den Körper bei der Selbstheilung zu unterstützen. Die Grenzen der Selbstmedikation sieht Walter Barbisch gekommen, wenn die Erkrankung länger als zehn Tage dauert, hohes Fieber, Atemnot, eitriger Auswurf, sehr starke Kopf- und Gliederschmerzen sowie Nackensteifigkeit verursacht.
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Fragen aus dem Publikum
Ab welchem Alter können Kinder diese Mittel nehmen?
Barbisch:An Säuglinge und Kleinkinder sollte nichts verabreicht werden. Für Kinder ab 4 Jahren sind solche Präparate durchaus geeignet.
Besteht da auch die Gefahr einer Überdosierung?
Barbisch: Nein, es kann nichts passieren.
Müssen wirklich die Mandeln entfernt werden, wenn man ständig Halsweh hat?
Wöß: Eine Operation macht nur Sinn, wenn es häufig zu Streptokokken-Infektionen kommt. Die lassen sich aber nur mittels Abstrich nachweisen. Eine normale Racheninfektion ist keine Indikation für einen solchen Eingriff. Man ist heute mit Mandeloperationen generell vorsichtiger, da auch Mandeln zum Abwehrsystem gehören.
Verursachen die unterschiedlichen Virustypen unterschiedliche Erkrankungen?
Wöß: Nein, alle etwa 200 Virenarten machen ähnliche Symptome. Da diese meist harmlos sind, erfolgt keine Virustypisierung, wie dies bei der Grippe der Fall ist.
Was kann ich tun, wenn ich bei einer Verkühlung brennende Augen bekomme?
Wöß:Am besten ist es, die Augen mit Kamillentee auszuwaschen oder abschwellende Augentropfen zu verwenden.
Barbisch: Eine weitere Möglichkeit wäre die Einnahme von Buchweizentabletten mit Menthol. Sie fördern das Abrinnen von Sekreten aus der Nase.
Sind bei mehreren Erkältungen immer andere Viren im Spiel oder kann man am gleichen Virus öfter erkranken?
Wöß:Es können dieselben Viren sein oder bereits Mutationen davon.
In welcher Form sollen Echinacea, Vitamin C oder Zink eingenommen werden?
Barbisch: Bei Echinacea empfehle ich Tropfen, beim Vitamin C ist reine Ascorbinsäure besser als eine Brausetablette, da Vitamin C nur bedingt im Körper gespeichert werden kann. Eine bessere Wirkung wird allerdings erzielt, wenn öfter am Tag eine Messerspitze Ascorbinsäure in Flüssigkeit aufgelöst genommen wird. Bei Zink rate ich zu Lutschtabletten.