Klimawandel: Diese Insektenarten verschwinden in Österreich langsam

Die 4.285 Arten umfassende Stichprobe - Hummeln, Zikaden oder Heuschrecken - zeigte in den vergangenen drei Jahrzehnten eine deutliche Veränderung in ihrer Zusammensetzung: Ein Viertel davon wurde durch neue Spezies "ersetzt", insgesamt blieben Anzahl und Population jedoch stabil, sagte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) bei der Präsentation der Ergebnisse.
Diese Insektenarten verschwinden in Österreich langsam
Sein Ministerium sowie die neun Bundesländer fungierten als Auftraggeber der Studie, denn "über die Insektenpopulationen gab es bisher kaum Informationen", nannte Totschnig das Motiv dazu. Spekulationen habe es jedoch gegeben, doch er orientiere sich an Fakten, so der Minister weiter. Diese Fakten lieferte Zuna-Kratky zusammen mit mehr als 20 Experten und Expertinnen auf fast 300 Seiten nach einer rund zweijährigen Laufzeit.
4.000 Insektenarten machen nur noch weniger als ein Zehntel aus
Die über 4.000 Arten machen dabei nur ein wenig mehr als ein Zehntel, konkret elf Prozent, aller in Österreich vorkommenden Insektenarten aus. Was ihren "Austausch" betrifft, so sei der Klimawandel ein "Hauptfaktor", sagte Totschnig, denn wärmeliebende Insekten kamen, während jene, die kältere Bedingungen bevorzugten, verschwunden seien - was bedeutet, dass sie auf den über 300 Standorten nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Ebenso fand eine Verschiebung von auf nährstoffarme Standorte spezialisierte Arten zugunsten von solchen statt, die im Vergleich geringere Ansprüchen an ihre Lebensräume haben.
Zu den "Verlieren" gehören die Heuschrecken und Erdbauhummeln
Zu den "Verlierern" gehören laut dem Insektenforscher Zuna-Kratky so etwa Heuschrecken, während die Erdbauhummel sich als "Neuzugang" wiederum bei den "Gewinnern" finden würde. Die Erhebung zum Vorkommen der Heuschrecken ist bereits einmal in den 1990er-Jahren durchgeführt worden, für die Studie wurde sie nun mit der gleichen Methodik noch einmal wiederholt. Dieses Vorgehen des Wiederholens war Grundlage für die neue Insektenpopulationsstudie, aber solche Studien zu finden, gestaltete sich schwierig, sagte Zuna-Kratky, denn "viele davon gab es nicht in den vergangenen Jahren".
Unterschiedlicher Rückgang von Heu- und Fangschrecken
Bei den Heuschrecken und der Fangschrecke - einzig in Österreich vertretene Art ist hier die Gottesanbeterin - war dies jedoch der Fall und die Neuerhebung der einzigen österreichweiten Auswertung ergab einen Rückgang der Populationsdichten - jedoch mit regionalen Unterschieden, da etwa in den Hochalpen eine Zunahme zu verzeichnen war. Bei den Heuschrecken zeigte sich auch der Austausch der Arten: Während in den 1990er-Jahren der Bestand an auf Extensivwiesen angepasste Rotleibige Grashüpfer und ausbreitende Lauchschrecke noch in etwa gleich war, wurde der Grashüpfer seltener, während bei Lauchschrecken die Anzahl zugenommen hat. Positive Entwicklungen gab es bei den Tagfaltern hingegen in den Ackerbaugebieten der Tieflagen.
"Insektensterben" sei noch lange nicht abgesagt
Abgesagt ist das "Insektensterben" jedoch insgesamt nicht. Ein solches wurde etwa aufgrund der Ergebnisse der häufig zitierten deutschen "Krefeld-Studie" befürchtet, die eine sinkende Anzahl an "Fluginsekten" erhoben hatte, konkret einen Rückgang der Gesamtmasse um über 75 Prozent in einem Zeitraum von 27 Jahren. Aus Sicht von Global 2000 sei der Umfang der Erhebungen in Österreich nicht ausreichend, um allgemeine Aussagen herzuleiten: "denn die Studienautor:innen selbst stellten in ihrem Bericht klar, dass ihre Auswertungen 'aufgrund methodischer Einschränkungen jedoch keine verallgemeinernden Aussagen für Österreich' erlauben würden, hieß es in einem Statement der Umweltschutzorganisation zu der im Juli 2022 publizierten "Insektenstudie".
Minister Totschnig kündigte weitere Studien zum Insekten an
Minister Totschnig kündigte an, dass es in Zukunft weitere Studien angestoßen würden. Das ergebe sich allein aus der neuen Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union, die an ihren Zielen gemessen werde: "Es ist unser Anliegen, dass hier Datenmaterial vorliegt".
(APA/Red)