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Klimaticket ohne Ostregion: An Klima und Kunden denken

Klimaticket startet am 26. Oktober 2021.
Klimaticket startet am 26. Oktober 2021. ©APA
Am 26. Oktober startet das Klimaticket in vorerst sechs Bundesländern mit den Zügen von ÖBB, Westbahn und Regiojet. Verkehrsplant Günter Emberger sieht darin einen wichtigen Schritt.

Ob die Ostregion bis dahin mit im Boot sein werde, könne er nicht sagen. "Es geht hier eigentlich nur ums Geld" in der internen Aufteilung, "aber hier muss man dann wirklich aufs Klima und an den Kunden denken", forderte er im "Ö1"-Morgenjournal.

Die Diskussion habe "in den letzten Jahren einen gewissen Speed aufgenommen" und "dass wir jetzt schon so weit sind, das überrascht mich fast", urteilte der Forschungsbereichsleiter am Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik. Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) habe mit der Präsentation am Mittwoch in Linz versucht, den Druck auf die ausständigen Bundesländer zu erhöhen. "Der VOR (Verkehrsverbund Ostregion, Anm.) will einfach hier mehr Geld herausschlagen", meinte Embacher, und sicherlich seien zudem "gewisse politische Spiele im Hintergrund wirksam".

Preisgestaltung vom Klimaticket "realistisch"

Zu den Ticketpreisen sagte der Experte: Ein billiges Auto koste im Monat mindestens 400 bis 450 Euro, daher sei ein Jahresticket für ein ganzes Bundesland "sicherlich das Zehnfache wert" und die Preisgestaltung "realistisch". Das Klimaticket wird zunächst um 15 Prozent ermäßigt angeboten: Ab Vorverkaufsstart am 1. Oktober bis zum Nationalfeiertag kostet es 949 statt 1.095 Euro für ein Jahr. Für alle unter 26 und für Senioren gibt es eine Ermäßigung auf 821 Euro, mit den 15 Prozent Rabatt zum Start sind es 699 Euro. Zum Vergleich: Die ÖBB-Österreichcard, das Jahresnetzticket der Bahn, kostet für einen Erwachsenen in der zweiten Klasse derzeit 1.944 Euro.

Angebot im öffentlichen Verkehr gehört verbessert

Um viele Menschen zu überzeugen, brauche es aber auch Begleitmaßnahmen. Das Angebot im öffentlichen Verkehr gehöre verbessert, "weil ja mehr Leute umsteigen werden". Gleichzeitig müsse man "den Menschen aus dem Auto helfen", Stichwort Kostenwahrheit, etwa durch eine Anpassung der Pendlerpauschale und der Dienstwagenregelung. "Man könnte oder müsste auch hingehen, eine flächendeckende kilometerabhängige Maut einzuführen und nicht eine Vignette, die eigentlich fahrleistungsunabhängig die Menschen zur Kasse bittet", so Embacher. "Und man müsste auch darüber nachdenken, dass man in den Bezirkshauptstädten oder auch in den Gemeinden langsam darüber nachdenkt, dass man eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung einführt im öffentlichen Raum."

Kritik an fehlender Ostregion

"Klimaministerium und Verkehrsverbund Ostregion tragen derzeit ihre Meinungsverschiedenheiten auf dem Rücken der Fahrgäste aus", kritisierte Maria Kubitschek, Bereichsleiterin Wirtschaft der AK Wien. Die ursprüngliche Idee des 1-2-3-Tickets sei durch unterschiedlich teure Bundesländertarife verkompliziert worden. Zudem seien in Österreich immer noch rund 20 Prozent der Bevölkerung von einer Öffi-Grundversorgung abgeschnitten. Sie forderte "Maßnahmen in Richtung einer Mobilitätsgarantie für alle" mit einem Ausbau von "Mikro-ÖV" und Sharing-Lösungen für die sogenannte letzte Meile. Weiters sollten die rund 850.000 Jahreskartenbesitzenden in Wien und auch jene des VOR "die Möglichkeit bekommen, ihre Zeitkarten günstig und einfach auf ein Klimaticket 'upzugraden'".

Es sei "ungeheuerlich, dass mit Wien, Niederösterreich und Burgenland drei Bundesländer und damit fast vier Millionen Bürger von diesem Klimaticket einfach ausgeschlossen werden", wetterte FPÖ-Verkehrssprecher Christian Hafenecker. Die Verkehrsministerin feiere einen Erfolg, den es gar nicht gebe.

Die VP-nahe AktionsGemeinschaft (AG) fordert weiter ein Studierendenticket: Ohne Altersbegrenzung sollen für einen Euro pro Tag alle Studierenden ein Jahr lang die öffentlichen Netze nutzen können, so Bundesobmann Markus Baurecht.

(APA/Red)

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