Klimaticket: Das sagt der Rechnungshof
 
    Dem mit 26. Oktober 2021 für fast alle öffentlichen Verkehrsmittel gültigen Klimaticket hat sich der Rechnungshof in einem aktuellen Bericht angenommen und registrierte dabei vor allem die hohen Verkaufszahlen. Den Nutzen für die Umwelt stufte der RH in Form der erwarteten Treibhausgasreduktionen in "Anbetracht der Gesamtemissionen des Verkehrssektors" jedoch "als eher gering" ein und übte insgesamt Kritik am Vorgehen des Verkehrsministeriums unter Leonore Gewessler (Grüne).
Zahlreiche Klimatickets verkauft
Was die Nachfrage betrifft, wurde das Klimaticket ein Erfolg: Im Jahr 2023 wurden etwa mit 243.754 Einheiten etwa doppelt so viele Klimatickets Österreich verkauft wie mit 124.000 prognostiziert wurden. Der RH vermisste jedoch Informationen dahingehend, auf welche Kundengruppe diese Nachfrage zurückzuführen ist, denn "um volkswirtschaftlichen Auswirkungen umfassend abschätzen zu können, bedarf es solcher Daten."
Kritik am Verkehrsministerium äußerte der Rechnungshof dahingehend, dass dieses nur die Auswirkung durch die reduzierten Treibhausgasemissionen abgeschätzt hätte - und nannte im Gegenzug etwa weniger Unfälle, weniger Luftschadstoffe oder weniger Lärmbelästigung als weitere volkswirtschaftliche Effekte. Und was die Nenngröße "Treibhausgasemissionen" betrifft, so bewertete der RH die Reduktion durch das Klimaticket als "eher gering". "Die gesamten Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors betrugen im Jahr 2023 rund 20 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente - mit dem Klimaticket sollten diese um 0,2 Prozent gesenkt werden", hieß es dazu im Bericht.
Rechnungshof sieht "unrealistische Annahmen"
Beim 2024 eingeführten Gratis-Klimaticket Österreich für 18-Jährige - es wurde mit 19. April 2025 eingestellt - vermisste der RH indes eine Abwägung zwischen den dafür notwendigen finanziellen Mitteln und "einem alternativen Mitteleinsatz für Infrastrukturausbau oder Angebotsausweitung." Auch der Ansatz des damals von Gewessler geführten Verkehrsministeriums, dass die jungen Erwachsenen eine unterrepräsentierte Kundengruppe darstellen würden, war dem RH nicht nachvollziehbar. Ebenso sei bei den Schätzungen zu den Auswirkungen für das Gratis-Ticket mit "unrealistischen Annahmen" zum Mobilitätsverhalten der Zielgruppe gearbeitet worden. Als Beispiel wurde die Hypothese genannt, dass die potenziellen Nutzer ohne Ticket sämtliche Wege mit dem Auto zurücklegen würden.
Grüne reagierten auf Kritik von Rechnungshof
Die Grünen reagierten am Freitag mit einer Aussendung auf die RH-Kritik und hoben unter anderem hervor, dass das Klimaticket "weit mehr als nur eine Klimaschutzmaßnahme" sei. Elisabeth Götze, Verkehrssprecherin der Grünen, bezeichnete es als "eine verkehrspolitische Erfolgsgeschichte mit enorm positiven Auswirkungen für die Umwelt, das Klima und die Geldbörsen der Menschen."
Angesichts der vom Verkehrsministerium angekündigten Evaluierung zum Klimaticket Österreich empfiehlt der Rechnungshof indes die Unterscheidung zweier Aspekte: "Veränderungen des Mobilitätsverhaltens aufgrund nicht beeinflussbarer Rahmenbedingungen - wie Bevölkerungswachstum - und solchen Veränderungen, die auf den reduzierten Jahresnetzkartentarif zurückzuführen sind." Laut Evaluierung des Wiener Modells könne die Öffi-Nachfrage durch Attraktivierung erhöht werden, wenn "gleichzeitig der motorisierte Individualverkehr weniger attraktiv gestaltet ist."
(APA/Red)
 
                 
                 
                 
                 
                