Die Hemmschwelle für rassistische oder antisemitische Äußerungen und Formulierungen darf keinesfalls noch weiter sinken, nicht in Österreich, nicht in Europa, nirgendwo, erklärte Klestil am Montag.
Tagtäglich würden wir Zeugen dafür, dass Ausdrücke aus dem Wörterbuch des Unmenschen keineswegs verschwunden seien, sagte der Bundespräsident. Schleichend werden Worte im Umlauf gebracht, die aus dem Geist des Ressentiments stammen und auch prompt Ressentiments erzeugen.
Gefahr von getarntem Antisemitismus
Der Antisemitismus tarne sich heute oft als Antizionismus, warnte Klestil. Die Achtung des Anderen – Nachbarn, Minderheiten, Kranke, Behinderte -, aber auch die Achtung des Andersseins in der politischen Arena sei Prüfstein jeder funktionierenden Demokratie. Das diesjährige Herzl-Symposion steht im Zeichen des 100. Todestages des Visionärs eines Judenstaates.
Der 100. Todestag Theodors Herzls fällt in eine Zeit, in der von einem wirklichen Frieden unter den Menschen und Völkern leider keine Rede sein kann, führte der Bundespräsident aus. Das Erbe Herzls beschränke sich nicht nur auf ein staatliches Territorium, sondern umschließe auch den Auftrag, überall die Feinde von heute miteinander zu versöhnen und die soziale Gerechtigkeit weltweit zu stärken.
Herzl, den Begründer des Zionismus, würdigte Klestil: Er sei kein weltfremder Idealist gewesen, sondern habe an der Verwirklichung seiner Idee gearbeitet. Österreich könne stolz darauf sein, dass die Idee eines jüdischen Staates in Wien geboren wurde.
Redaktion: Elisabeth Skoda