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Klappe für Kunstdiebe

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Der richtige Ort für Kunstdiebe ist die „Werftgalerie“ des „Vereins Kunstwerft“ in Wien-Neubau. Nicht nur gibt es dort seit längerem schon regelmäßig ungeschützt aufgehängte „Kunst zum Stehlen“. Ab Dienstag kann dort auch gestohlene Kunst zurückgegeben werden.

Mit der Montagnachmittag präsentierten „Kunstklappe“ installieren die Galerienleiter Erwin Uhrmann und Moussa Kone eine „einzigartige Serviceeinrichtung für Kunsträuber“, deren Rolle in der Kunstgeschichte von der Galerie damit gewürdigt wird: „Nicht zuletzt verdanken wir viele Museen und Sammlungen der Praxis der unrechtmäßigen Aneignung von Kulturgütern“, heißt es in den Unterlagen zum Projekt.


„Kunstwerke stehlen kann man ganz leicht“, so Uhrmann im Gespräch mit der APA. „Selber haben wir es aber nicht ausprobiert.“. Fälle wie der elsässische Kunstdieb Stephane Breitwieser, der dutzende Kunstwerke gestohlen hat, zeigen jedoch laut Uhrmann, wie wenig diese Werke oft geschützt sind.

Kunstklappe wie Postschlitz


Gestaltet ist die Kunstklappe wie ein übergroßer Postschlitz: Gelb ist der Einwurf, dahinter sind Lamellen, die verhindern, dass eingeworfene Objekte gleich wieder gestohlen werden. Ursprünglich war die Öffnung für einen alten Kohlenschacht gedacht. Nun ist sie mit Schaumstoff ausgekleidet, um die fragilen Kunstwerke vor Schaden zu bewahren.


Wilfried Seipel, der Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM), aus dem im Vorjahr Cellinis „Saliera“ gestohlen wurde, kann bei einer von der Galerie „erhofften“ Rückgabe des wertvollen Stücks in der Kunstklappe „beruhigt sein – da wird nichts kaputt!“, so Uhrmann, der auch angesichts der millionenschweren Versicherungssummen verspricht: „Kunstwerke werden nach Feststellung der Identität des Besitzers zurückgegeben“.


Was nicht zugeordnet werden kann, soll katalogisiert werden und wird als Leihgabe an die Werftgalerie („Wir eignen uns das nicht an“) mindestens einmal jährlich ausgestellt. Da auch mit „kunstfremden“ Einwürfen in die Klappe zu rechnen ist, hat diese noch eine weitere Funktion: Als „Kunstgenerator“. „Alles, was eingeworfen wird, wird von uns als Kunst behandelt“, so Uhrmann, „katalogisiert, ausgestellt und Prozessen der Musealisierung unterworfen“.


Anonyme Anrufe von „Sara“ (so der Name, unter dem die Saliera-Diebe nach deren Coup auf einer Homepage zur Rückkehr aufgerufen worden waren, Anm.) oder anderen reumütigen und rückgabewilligen Kunstdieben hat es noch keinen gegeben, so Uhrmann, der seinen Medienappell wiederholt: „Wir rufen alle Kunstdiebe, insbesondere den Dieb der Saliera, auf, die Werke zurückzugeben“.


Am Dienstag geht auch die Aktion „Kunst zum Stehlen“ in eine neue Runde: In einer ungeschützten straßenseitigen Nische ( „White Cube“) wird in der Myrthengasse (Wien-Neubau), dem Sitz der Galerie, ein Werk exponiert – und erfahrungsgemäß gleich in der ersten Nacht gestohlen. Den Beginn macht die Fotografie „Susi“ von Sean Emerald. Tut es dem Künstler nicht leid um sein Werk? „Ein bisschen schon. Aber ich habe ja noch das Negativ“, so Emerald zur APA. Im November immer dienstags, im Dezember freitags kommt ein neues Werk in den „Cube“. „Der Erfolg der Werftgalerie ist abhängig von der Häufigkeit des Bestohlenwerdens“, betonen die Leiter. Die Kunstwerke sowie „Tatzeit“ und „Tathergang“ werden auf der Homepage dokumentiert.


Und wenn nun der Dieb, der sich das zum Stehlen aufgehängte Kunstwerk aneignet, dieses gleich wieder einen halben Meter weiter unten in die Kunstklappe einwirft? „Naja, Therapie für Kunstdiebe soll es auch nicht sein“, so Uhrmann. „Das soll schon gestohlen werden“.

Service: Offizielle Eröffnung Dienstag 19 Uhr. Wien 7., Myrthengasse 4, www.werftgalerie.at

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