Klagen über Arbeitsdruck und Personalknappheit

Die Studie wurde im Auftrag von Arbeiterkammer (AK) und ÖGB erstellt. Wie das sogenannte Strukturwandelbarometer zeigt, fehlt es aus Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch an Anstrengungen, um die Zufriedenheit in Betrieben zu erhöhen. AK und ÖGB nehmen das zum Anlass, neuerlich eine Arbeitszeitverkürzung zu fordern.
Betriebsräte klagen über hohen Arbeitsdruck und Personalmangel
Aus der jährlich durchgeführten Umfrage, an der heuer gut 2.000 Betriebsratsvorsitzende teilnahmen, geht hervor, dass 85 Prozent der Mitarbeitenden bis zu einem gewissen Grad Schwierigkeiten bei der Suche nach geeignetem Personal wahrnehmen. Außerdem ächzen zwei Drittel der Belegschaften unter einem immer höher werdenden Leistungsdruck. Das Arbeitsklima wird der Studie zufolge schlechter.

Ende 2021 sei der Arbeitsdruck "geradezu explodiert"
Besonders seit Ende des Jahres 2021 sei der Arbeitsdruck "geradezu explodiert", sagte Eva Zeglovits vom IFES dazu bei der Vorstellung der Umfrage am Freitag. Personalmangel, Leistungszwänge, die beispielsweise in mehr Überstunden resultieren, sowie das schlechter werdende Betriebsklima stünden in einem engen Zusammenhang.
Für 60 Prozent der Befragten ist die dünne Personaldecke das Problem
Für 60 Prozent der Befragten ist die dünne Personaldecke ein Resultat fehlender Weitsicht des Managements. Sie sind der Ansicht, dass die Zuständigen das Problem von Personalabgängen infolge von Pensionierungen und Kündigungen trotz Planbarkeit nicht erkannt und daher nicht gehandelt haben.
Soziale Nachhaltigkeit läge in Österreich "sehr im Schatten"
Gleichermaßen fehlen vielen Betriebsratschefinnen und Betriebsratschefs Maßnahmen im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit. Zwar würden in vielen Unternehmen technische Schritte zur Reduktion von Emissionen gesetzt - beispielsweise durch eine Senkung des Energieverbrauchs. Aus ihrer Sicht werden Anliegen wie neue Arbeitszeitmodelle demgegenüber aber großteils vernachlässigt. "Die soziale Nachhaltigkeit liegt in österreichischen Unternehmen leider sehr im Schatten", so der Kommentar von Silvia Hruška-Frank, Direktorin der AK Wien.
Lösungen für Probleme liegen laut AK und ÖGB auf der Hand
Für Arbeiterkammer und ÖGB liegen mögliche Lösungen für all diese Probleme auf der Hand. Ein Ausweg aus der Misere sei allen voran eine Verkürzung der gesetzlichen Arbeitszeit. Diese könne über eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit aber auch über eine sechste Urlaubswoche erfolgen, sagte Willi Mernyi, leitender Sekretär beim ÖGB, und ergänzt: "Ich glaube die Menschen haben sich das erarbeitet und erwarten sich das auch." Für die bekannten Gegenargumente bringe er kein Verständnis auf. "Es gibt Betriebe, die bereit sind, diesen neuen Weg zu gehen."
Mehr Akzente im Bereich der Lehrlingsausbildung
Geht es nach Mernyi, sollten die Unternehmen auch mehr Akzente im Bereich der Lehrlingsausbildung setzen. Man könne nicht über eine Verknappung beim Personal jammern, gleichzeitig aber die Qualifizierungsmöglichkeiten im Betrieb herunterschrauben, findet er: "Wer Menschen will, muss Lehrlinge aufnehmen und ausbilden."
Nur 20 Prozent der Unternehmen bilden derzeit Lehrlinge aus
Hruska-Frank pflichtete ihm bei. Aktuell würden nur 20 Prozent der Unternehmen Lehrlinge ausbilden oder ähnliche Qualifizierungsmöglichkeiten bieten. Das seien zu wenige, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Mit Blick auf die Arbeitsbedingungen forderte sie eine stärkere Einbindung der Mitarbeitenden. Außerdem sollten ihrer Ansicht nach die Boni von Managerinnen und Managern an soziale Nachhaltigkeitsziele gekoppelt werden.
(APA/Red)