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Kirchenrat: 1. Afrikanischer Generalsekretär

Mit dem Kenianer Samuel Kobia ist am Donnerstag erstmals in der Geschichte des Weltkirchenrates ein Afrikaner zum Generalsekretär gewählt worden.

Der Kenianer Samuel Kobia erhielt am Donnerstag in Genf 78 zu 52 Stimmen bei vier Enthaltungen. Kobia, Jahrgang 1947, wird im Dezember den deutschen Theologen Konrad Raiser (65) nach fast elf Amtsjahren ablösen. Der deutsche Bundespräsident Johannes Rau sprach Kobia Glückwünsche aus und wünschte „Kraft zum Wohle der weltweiten ökumenischen Bewegung“. Dem Weltkirchenrat, auch Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK) genannt, gehören 341 Kirchen mit rund 400 Millionen Gläubigen an.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) begrüßte die Wahl Kobias durch den ÖRK-Zentralausschuss. „Wir kennen und schätzen ihn wegen seines Engagements für Entwicklung und Frieden besonders in Afrika“, sagte Rolf Koppe, Auslandsbischof der EKD. Nach der Ära Raiser stünden weiterhin die Themen Einheit der Kirche, Dialoge mit anderen Religionen und die Folgen der Globalisierung ganz oben auf der Tagesordnung des ÖRK.

Kobia, ein Pastor der Methodistenkirche Kenias, ist zurzeit Direktor und Sonderbeauftragter für Afrika des ÖRK- Zentralausschusses. Er versprach nach seiner Wahl, sich für den Fortbestand der Ökumene einzusetzen. „Wir müssen den multilateralen Raum bewahren, den der Weltkirchenrat darstellt“, sagte er vor dem Wahlgremium. „Es gibt keine andere Organisation in der Welt, die dieses Privileg hat.“

Der neue designierte Generalsekretär half nach der Unabhängigkeit (1980-81) bei der Umstrukturierung des Christlichen Rats von Simbabwe und führte 1991 den Vorsitz bei den Friedensgesprächen für den Sudan und 1992 bei der Gruppe der Wahlbeobachter für die landesweiten Wahlen in Kenia.

Vor der Wahl hatte der Weltkirchenrat die Besetzung palästinensischer Gebiete durch Israel verurteilt und die Errichtung einer so genannten Sicherheitsmauer im Westjordanland kritisiert. Die teilweise fertig gestellte acht Meter hohe Mauer mit einer geplanten Gesamtlänge von 370 Kilometern treibe die Bewohner palästinensischer Städte und Dörfer weiter in die Isolation, erklärte der Direktor der Kommission für kirchliche Angelegenheiten (CCIA), Peter Weiderud.

Palästinensische Städte und Dörfer seien zu „großen Gefängnissen“ geworden, sagte Weiderud. Die Mauer und zusätzlich im Bau befindlichen Zäun stellten eine neue politische Grenze dar, die internationales Recht verletze. Der ÖRK habe wiederholt alle Terrorakte gegen die israelische Zivilbevölkerung scharf verurteilt, fügte Weiderud hinzu.

Der ÖRK ist eine Gemeinschaft, der Kirchen in über 120 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen angehören. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet.

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