Der kommende Sonntag heißt Weißer Sonntag. Ab diesem Tag feiern Kinder im ganzen Land Erstkommunion.
Aufwendige Betreuung
Das tun sie gut vorbereitet. In St. Martin steht Pastoralassistentin Nora Bösch seitens der Pfarre Pate. Judith Bohle-Nussbaumer, Christl Wohlgenannt und Heide Flatschacher leiten die Kommunionsvorbereitung, die in neun Tischrunden bereits seit Oktober 2009 andauert. Monatlich treffen sich die Gruppen einmal. So erfahren die Achtjährigen mehr über das Leben in Gemeinschaft, feiern Versöhnung, hören Geschichten über Brot und Wein. Inspizieren die Kirche bis in den Glockenturm. In St. Martin werden sie schließlich am 1. Mai in der Lichtfeier ihr Taufversprechen erneuern, um tags darauf erstmals die Kommunion zu empfangen. Ein langer Weg. Der von Nora Bösch ist wenigstens so lang.
Von Jesuiten beeinflusst
Die gebürtige Lienzerin stieß als Au-pair in Paris auf die religiöse Gruppe Emmanuel, eine Gebetsinitiative der katholischen charismatischen Erneuerungsbewegung aus der Mitte der Siebzigerjahre. Als sehr emotional beschreibt Nora Bösch heute, was sie damals anfangs faszinierte. Dann aber dachte sie, es müsse wohl mehr dahinter sein, als die Hallelujarufe mit hoch erhobenen Händen. Sie begann in Innsbruck Theologie zu studieren. Dort begegnete ich der ignatianischen Spiritualität. Was der baskische Landedelmann Ignatius von Loyola Mitte des 16. Jahrhunderts als Gründer des Jesuitenordens an geistlichen Leitschienen gelegt hat, ist für sie bis heute Richtschnur. Die Wirkung seiner Exerzitien hat Nora Bösch in ihrer Doktorarbeit untersucht und dabei Rückmeldungen aus allen Diözesen im deutschen Sprachraum aufgearbeitet. Fazit: Wer sich regelmäßig aus der Welt zurückzieht, um sein Leben zu ordnen, lebt bewusster und achtsamer. Wenn ich mir in der Früh nur eine halbe Stunde Stille nehme, verläuft der Alltag in der Regel weniger stressig. Freilich würde sich Nora Bösch wünschen, dass die Exerzitien heute stärker auf die Bedürfnisse Einzelner zugeschnitten würden. So wie sie der Kirche insgesamt die Fähigkeit wünscht, mehr auf die Veränderungen der Gesellschaft zu achten. Denn ihren Platz in der Welt habe die Kirche durchaus. Sie habe auch viel zu bieten: Spiritualität boomt. Gedanklich spannt Bösch den Bogen vom ersten Jesuiten Ignatius über die Sehnsucht der Menschen nach Segnungsritualen bis zur heutigen Modeerscheinung des Pilgerns. Die Kirche hat unheimliche Schätze. Sie hat derzeit nur zu wenig Mut, dazu zu stehen. Die Kirche ist derzeit auch anderweitig beschäftigt. Wobei Nora Bösch findet, dass vieles in einen Topf geworfen wird. Eine Ohrfeige ist kein Kindesmissbrauch. So sehr es für die Kirche höchste Zeit sei, zu den Verfehlungen von damals zu stehen, so sehr bilde sich eine trotzige Gegenbewegung, die sagt: Unser Glaube ist uns doch was wert. Wohin jene 52 Kinder später gehören werden, die Nora mit ihrem Team zur Erstkommunion bringt? Niemand weiß es. An Familiensonntagen versammeln sich die Kleinen in der Seitenkapelle und feiern auf ihre Weise Gottesdienst. Dass manche von ihnen schon vor der Geburt gesegnet wurden, wird ihnen nicht bewusst sein. Und doch erfreuen sich die Schwangeren-Segnungen in Dornbirn wachsender Beliebtheit. Immer mehr Frauen erbitten den Segen für sich und ihre ungeborenen Kinder.
Zur Person
Nora Bösch leitet die Kommunionvorbereitung in Dornbirn St. Martin Geboren: 2. März 1962 in Lienz Ausbildung: Studium der Theologie und Romanistik in Innsbruck Laufbahn: Pastoralassistentin und Religionslehrerin in Schwarzach, zehn Jahre Bildungswerk, seit September 2009 Pastoralassistentin in Dornbirn St. Martin Familie: verheiratet, zwei Töchter