Kirche auf Reisen: Umzug in Kiruna schreitet voran

Der zweite Tag des ungewöhnlichen Umzugsprojekts in Schwedens nördlichster Stadt ist angebrochen. Seit Dienstagmorgen wird die Kiruna kyrka, ein über 100 Jahre altes Wahrzeichen, in einem Stück auf einem Spezialtransporter durch die Stadt bewegt. Das Ziel: ein neuer Standort einige Kilometer weiter östlich, fernab der zunehmenden Gefahrenzone.
Bergbau erzwingt radikalen Stadtumbau
Hintergrund der Aktion ist die Ausweitung der nahegelegenen Eisenerzmine, der größten unterirdischen Grube ihrer Art weltweit. Durch den jahrzehntelangen Abbau haben sich Spannungen im Boden aufgebaut – mit wachsender Gefahr für Gebäude und Infrastruktur. Die Stadtverwaltung hat deshalb bereits vor Jahren beschlossen, den gesamten Ortskern zu verlegen.
Betroffen sind rund 6.000 Menschen, mehrere Dutzend Geschäfte, Schulen, das Krankenhaus – und nun auch die Kirche. Bis zum Jahr 2035 soll die Umsiedlung vollständig abgeschlossen sein.
Symbol für Wandel und Identität
Die 1912 geweihte Kirche gilt als bedeutendes Bauwerk der Region. Im nationalromantischen Stil errichtet, vereint sie architektonische Elemente norwegischer Stabkirchen mit denen traditioneller samischer Zelte. 2001 wurde sie zum schönsten Gebäude Schwedens gewählt. Ihre Verlagerung ist daher nicht nur ein logistisches, sondern auch ein kulturelles Großprojekt.
Ministerpräsident Ulf Kristersson betonte gegenüber der Nachrichtenagentur TT die symbolische Bedeutung: "Der Umzug symbolisiert sowohl den Respekt vor unserem gemeinsamen Kulturerbe als auch die Bedeutung der schwedischen Bergbauindustrie, die unser Land reich und stark gemacht hat."
Großer Andrang beim Kirchenumzug
Der Transport der Kirche wird in Schweden als öffentliches Ereignis inszeniert. Bereits am Dienstag verfolgten zahlreiche Schaulustige und das nationale Fernsehen den Beginn des Umzugs. Projektleiter Kjell Olovsson zeigte sich zufrieden: "Alles läuft reibungslos und die Konstruktion verhält sich genau so, wie wir es erwartet haben."
Auch am Mittwoch stehen noch mehrere Programmpunkte an: Auf einer eigens aufgebauten Bühne sollen unter anderem ein samischer Chor und die Band KAJ auftreten. Für den Nachmittag wird zudem König Carl XVI. Gustaf in Kiruna erwartet.
(VOL.AT)