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Kirch-Übernahme auf Messers Schneide

Die Übernahme des Film- und Fernsehgeschäfts von KirchMedia durch den US-Milliardär Haim Saban steht zunehmend auf der Kippe. Die Zahlungsfrist endet am Samstag.

Nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses am Mittwoch hieß es aus Verhandlungskreisen, die Zahlungsfrist laufe jetzt ab. Inzwischen sei „eher mit einem Scheitern“ zu rechnen. Insolvenzverwalter Michael Jaffe ließ sich eine Vollmacht geben, von dem im März unterschriebenen Vertrag mit Saban zurück zu treten.

Saban müsste laut Vertrag bis kommenden Samstag 525 Mio. Euro für die Mehrheit der Stimmrechte an ProSiebenSat.1 überweisen. Diese Frist könne höchstens um wenige Tage verlängert werden, hieß es. Außerdem seien über 100 Mio. Euro für den Filmhandel fällig. Ob Saban Investoren als Partner gefunden hat oder das Geld allein aus eigener Tasche investieren kann und will, ist aber weiterhin unklar. Zudem weigert er sich dem Vernehmen nach, eine dringend notwendige Kapitalspritze von rund 150 Mio. Euro bei ProSiebenSat.1 zu investieren und zugleich den freien Aktionären ein Abfindungsangebot zu machen. Ob Saban zu einem solchen Abfindungsangebot verpflichtet ist, entscheidet die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

Bei einem Treffen mit Bankenvertretern am Dienstag habe es in einigen Punkten eine Annäherung gegeben, hieß es. Von Saban werde aber „ein Ende dieses Gezerres“ erwartet: „Er muss jetzt Farbe bekennen.“ Für den Fall, dass Saban seine Verpflichtungen nicht erfüllt, wollen die insolvente KirchMedia und die Banken das Film- und Fernsehgeschäft zunächst für ein bis drei Jahre in Eigenregie fortführen. Nach dem Verkauf des Sportrechtehandels und des Sportsenders DSF sei die Kasse von KirchMedia für diesen „Plan B“ ausreichend gefüllt, hieß es.

Die Übernahme des Film- und Fernsehkonzerns müsste spätestens Ende nächster Woche unter Dach und Fach sein, denn die ProSiebenSat.1 AG hat für den 16. Juni zur Hauptverhandlung eingeladen. Dort soll die Kapitalerhöhung beschlossen und der neue Aufsichtsrat gewählt werden.

Saban hatte sich in einem Milliardenpoker um das Erbe des Kirch-Imperiums gegen den Heinrich-Bauer-Verlag durchgesetzt. Er soll rund zwei Milliarden Euro und damit etwas mehr als der Hamburger Konkurrent geboten haben. In den vergangenen Wochen waren jedoch zunehmend Klagen über Sabans Nachverhandlungen und Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Pläne laut geworden.

ProSiebenSAT.1-Aktionäre haben bei der Übernahme der TV-Gruppe durch Saban keinen Einfluss auf das Verfahren vor der BaFin. Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main wies den Antrag der US-Investorengruppe K-Capital Partners auf Beteiligung an den Verfahren ab.

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