Kindesentziehung in Wien: Geschwister nach Tschetschenien gebracht

Nach dem Bekanntwerden der Kindesentziehung in Graz, bei der der Vater seinen fünfjährigen Buben am Dienstag vor den Augen der Mutter in ein Auto gezerrt und nach Dänemark gebracht hatte, kommen immer mehr derartige Fälle an die Öffentlichkeit. In Wien wurde so am Donnerstag die Causa einer tschetschenischen Frau bekannt, deren drei Kinder vom im Scheidung lebenden tschetschenischen Ehemann in das gemeinsame Heimatland entführt worden waren.
Mutter hatte die alleinige Obsorge zugesprochen bekommen
Laut der Rechtsanwältin der Mutter, Astrid Wagner, leben die 32-Jährige und der 30 Jahre alte Mann als anerkannte Flüchtlinge in Wien. Bereits im Dezember 2010 bekam die Tschetschenin die alleinige Obsorge für die drei, fünf und sechs Jahre alten Kinder vom Pflegschaftsgericht übertragen. Seit Oktober 2011 läuft das Scheidungsverfahren, im November 2011 zog die 32-Jährige in ein Frauenhaus. Ihr Noch-Ehemann soll mit einer zweiten Ehefrau, mit der er laut islamischen Recht bereits verheiratet sei, in der ehemals gemeinsamen Ehewohnung leben.
Im Dezember brachte der Vater die Kinder nach Tschetschenien
Von 23. bis 25. Dezember 2011 räumte die Frau dem Kindsvater freiwillig ein Besuchsrecht ein. “Als meine Mandantin die Kinder am 25. Dezember wie vereinbart bei der U-Bahnstation Handelskai abholen wollte, kam niemand”, sagte Wagner. Die Frau erstattete Anzeige bei der Polizei. “Seit dem 27. Dezember läuft beim Wiener Straflandesgericht ein Verfahren wegen Kindesentziehung gegen den 30-Jährigen”, erklärte Wagner.
Nach Kindesentziehung Einigung nicht in Sicht
Der Mann habe laut der Anwältin bei einer Einvernahme angegeben, dass die Kinder bei seinen Eltern in Tschetschenien sind, er sagte auch, dass sie von seiner Schwester in Österreich abgeholt worden waren. Zudem habe er betont, dass nach dem Recht seines Heimatlandes ausschließlich der Vater das Sorgerecht habe. Seine Familie habe daher beschlossen, die Kinder nicht mehr aus Tschetschenien ausreisen zu lassen. “Der Mann zeigte sich auch bei der letzten Scheidungsverhandlung sehr stur, er ist der Meinung, dass die Kinder beim Vater sein müssen”, sagte Wagner.
(APA)