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Kindesentführer gefasst

Das Tatmotiv für die Kindesentführung am Donnerstag in Tirol ist noch völlig unklar. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 32-jährigen syrischen Staatsangehörigen.

er stammt aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, teilten die Tiroler Ermittler am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit deutschen Kollegen in Innsbruck mit. „Wir sind erst am Anfang der polizeilichen Ermittlungen“, sagte der Leiter des Referates Gewaltdelikte bei der Bundespolizeidirektion Innsbruck, Walter Pupp. Eine „Beziehungsgeschichte“ könne man nach dem jetzigen Stand allerdings ausschließen. Von einer erpresserischen Entführung bis hin zu einem Sexualdelikt sei alles möglich, erklärte der Chefermittler. Es könne auch sein, dass weitere Personen in den Fall verstrickt seien. Der Mann habe die Entführung genau vorbereitet. „Er hat am Tag vor der Tat die Gegend ausgekundschaftet und die Decke, mit der er das Kind in den Wagen zerrte, genäht“, sagte Pupp. Zwei Zeugen hätten angegeben, dass sie den Mann am Mittwoch in der betreffenden Gegend gesehen haben.

„Wir wissen nicht, ob er das Mädchen konkret ausgewählt hat oder ob eine Verwechslung vorlag“, erklärte der Kriminalist. Unklar sei ebenfalls, warum der mutmaßliche Täter sich die betreffende Gegend ausgesucht habe. „Möglicherweise spielte die Grenznähe eine Rolle“, meinte Pupp. Eine Verbindung zu einer mutmaßlichen anderen Kindesentführung in Mutters bei Innsbruck gibt es laut dem Chef der Kriminalabteilung beim Landesgendarmeriekommando Tirol, Erwin Mayerl, nicht. Der in Deutschland wohnhafte Syrer habe keinen Bezug zu Tirol gehabt.

Der Tatverdächtige sei bisher nicht polizeilich auffällig gewesen, sagte der Leiter der Polizeidirektion Weilheim, Bernd Putzer. Der verheiratete, kinderlose Mann habe bei der Befragung auch keinen geistig verwirrten Eindruck gemacht. Ein Geständnis lag nach Angaben von Putzer zunächst nicht vor. Die Frau des Syrers habe zu dem Fall keine zweckdienlichen Hinweise machen können.

Der 32-Jährige soll gegen 7.45 Uhr bei einer Bushaltestelle im Innsbrucker Stadtteil Allerheiligen eine Schülerin in sein Auto gezerrt haben. Er habe das siebenjährige Mädchen in eine Decke gewickelt und es im Kofferraum versteckt. Die Tat wurde rund 20 Minuten nach der Entführung vom Direktor der nahe gelegenen Schule der Exekutive gemeldet. Zu dieser Zeit soll sich der Mann mit seinem Auto in der Nähe von Seefeld befunden haben. Auf Grund eines Unfalles kam er in eine stockende Kolonne. Dabei dürfte er nach Angaben der Ermittler in Panik geraten sein. Er dürfte mit seinem Fahrzeug umgekehrt sein und das Kind kurz danach freigelassen haben. Eine Fahndung nach dem Mann blieb vorerst erfolglos. Die Ermittler gingen davon aus, dass der Syrer das Mädchen nach Deutschland bringen wollte.

Der Mann wurde schließlich beim Passieren der deutschen Grenze in seinem Wagen fotografiert. In der Nacht auf Freitag wurde er von den deutschen Polizeiorganen festgenommen. Eine Auslieferung nach Österreich wurde beantragt. Auf die Spur des Verdächtigen waren die Ermittler auf Grund der genauen Fahrzeugbeschreibung der Siebenjährigen gekommen.

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