Es gebe einen Bedarf an sehr niederschwelligen Angeboten von beispielsweise Sozialarbeitern und Hebammen, erklärte die Leiterin der Einrichtung, Hedwig Wölfl, am Mittwoch im APA-Gespräch. Wichtig wären vor allem mehr aufsuchende Hilfsangebote bevor überhaupt ein Vorfall oder Verdacht dem Jugendamt gemeldet werde. Ein Beispiel dafür wären Gemeindesozialarbeiter, die bei jeder Geburt im Ort einen Hausbesuch machen und abklären, ob Bedarf für irgendeine Form der Unterstützung besteht.
Weiters sollte im Mutter-Kind-Pass die Untersuchung der psychosozialen Gesundheit des Kindes integriert werden, betonte Wölfl. Bei Auffälligkeiten müsste eine psychisch klinische Diagnostik verpflichtend sein, Auffälligkeiten könnten so besser abgeklärt werden. Signale seien nämlich nicht immer auf den ersten Blick einer Misshandlung zuordenbar, erklärte Wölfl. “So lange nicht durch offensichtliche oder ärztlich festgestellte Verletzungen sichtbar, ist der Nachweis ganz schwierig. Alle anderen Folgen sind nicht eindeutig.”
So gebe es kein spezifisches Gewaltsyndrom. Anzeichen – wie Angst, Alpträume, Schlafstörungen, Verhaltensweisen, wie selbst übergriffig werden oder sich zurückziehen und “brav” sein – könnten auf Gewalt aber auch auf Probleme mit der Scheidung der Eltern oder Schulschwierigkeiten hinweisen, meinte Wölfl. Schilderungen und geänderte Verhaltensweisen von Kindern sollte man jedenfalls immer ernst nehmen. Hilfe bei Verdacht auf Gewalt oder Missbrauch bietet die kostenlose Hotline der “möwe” unter der Nummer 0800-80-80-88.
Verbesserungspotenzial ortete die Kinderschutzverein-Leiterin auch im allgemeinen Bereich der Kinder- und Jugendhilfe: Wichtig wäre es, ein Netz zu knüpfen, in das alle Beteiligten von Ärzten bis hin zu Kindergärten integriert seien. Dazu bräuchte es klare Fallführungssysteme, damit die Informationen an einem Punkt zusammenlaufen und klar sei, wie der Zustand eines Kindes aussehe, so Wölfl. Die Jugendämter würden zudem mehr Personal benötigen.