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Kinderhandel: Starker Anstieg

Symbolfoto
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Starker Anstieg von Opfern aus "Sorgenkind" Bulgarien in Wien - Große Erfolge in Rumänien, wo bereits 49 Schlepperringe ausgehoben wurden - 300 bis 400 Opfer pro Jahr österreichweit.

Betteln, Stehlen, Einbrechen – auch Österreich ist ein Zielland für Kinderhändler, und die meisten Opfer werden hier zu kriminellen Zwecken ausgebeutet. Wie viele es insgesamt sind, lässt sich schwer feststellen. Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle des Innenministeriums zur Bekämpfung von Schlepperkriminalität und Menschenhandel, schätzt die Gesamtzahl vorsichtig auf 300 bis 400 Kinder pro Jahr, wie er am Freitagabend bei der Auftaktveranstaltung der „Stopp Kinderhandel“-Kampagne vom Akademischen Forum für Außenpolitik (AFA) sagte. Sorgenkind ist Bulgarien: Die überwiegende Zahl der Opfer kommt aus diesem EU-Beitrittsland.

49 Schlepperringe ausgehoben

Der Schwerpunkt hierzulande liegt dabei auf Wien. Ursprünglich seien die meisten Kinder aus Rumänien gekommen, erklärte Norbert Ceipek von der „Drehscheibe“, der Wiener Einrichtung für unbegleitete minderjährige Fremde. Die rumänischen Behörden hätten aber prompt reagiert, auch einen Verbindungsbeamten nach Österreich geschickt. Jeder bekannt gewordene Fall sei registriert worden. Inzwischen habe die rumänische Polizei 49 Schlepperringe ausgehoben.

Das macht sich auch in Wien bemerkbar: Wurden in der österreichischen Hauptstadt im Jahr 2003 noch 260 Kinder aus Rumänien aufgegriffen, waren es im Jahr 2004 nur noch 16. Mit Wiener Beratung wurden in Rumänien auch zehn Krisenzentren als Erstauffangzentren für die Opfer aufgebaut, weitere vier sollen im nächsten Vierteljahr eröffnet werden – „phänomenal“, kommentierte Ceipek.

“Haben noch keine Ergebnisse gesehen”

Ganz anders Bulgarien: Im vergangenen Jahr wurden in Wien laut Ceipek 260 bulgarische Kinder geschnappt. In diesem Jahr sind es schon jetzt 229 – bei 239 Aufgriffen insgesamt. Von Sofia seien sehr viele Zusagen gemacht worden, dass man dagegen vorgehen wolle, sagte Ceipek. „Aber wir haben leider noch kein Ergebnis gesehen.“ Ein Problem dabei: Diese Kinder wechseln ständig ihre Namen und werden fast täglich in anderen Stadtbezirken eingesetzt. Die Hintermänner sind schwer ausfindig zu machen, weil die Kinder schweigen, aus Angst. Rückreisezertifikate werden nicht ausgestellt, die Kinder sind schwierig zu identifizieren.

Allerdings, sagte Tatzgern, „die Karotte des EU-Beitritts bewirkt natürlich schon einiges“. So sei zugesagt worden, noch vor den bulgarischen Parlamentswahlen am 25. Juni eine Gesetzesänderung vorzunehmen. Damit soll die Ausstellung von Reisedokumenten für die Kinder in Bulgarien erschwert und somit die Einreise schwieriger gestaltet werden.

Ingesamt sei Österreich in erster Linie als Transitland betroffen, es liege auf einer der Hauptrouten in die Europäische Union, sagte Tatzgern. Schätzungen gehen EU-weit von 500.000 Opfern jährlich aus – weltweit sind es laut der Internationalen Arbeitsorganisation mindestens 1,2 Millionen. Die kommende AFA-Kampagne ist soll bis 2006 dauern und vor allem die Öffentlichkeit für das Problem des Kinderhandels sensibilisieren.

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