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Kinder zum Stehlen geschickt

Foto: VMH
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Zwölf Kinder sollen sie regelmäßig auf die Straßen von Wien zum Stehlen geschickt haben. Am Mittwoch mussten sich deshalb die mutmaßlichen Köpfe der Bande, ein Pärchen aus Bosnien, vor einem Schöffengericht verantworten.

Die Acht- bis 13-Jährigen, teilweise die Enkelkinder der 54 und 53 Jahre alten Beschuldigen, haben laut Anklage binnen weniger Monate an die 1.300 Diebstähle begangen. Der Schaden beläuft sich auf über 300.000 Euro.

Beide Angeklagten bekannten sich nicht schuldig. Dennoch wiegen die belastenden Beweismittel schwer. So besaß der 54-Jährige, der in Wien T-Shirts in Lokalen verkauft hat, nicht nur einen Porsche, er leistete sich auch einen Mercedes um 58.000 Euro. Die Polizei hörte auch die Telefone ab. Dabei belauschten die Beamten den Mann, wie er mehrmals täglich von den Kindern auf seinem Handy angerufen und gefragt wurde, ob sie vom „Rosenverkaufen“ zurück kommen könnten.

Laut Zeugen gingen die Kinder sechs Mal in der Woche um 10.00 Uhr außer Haus und kamen rund zehn Stunden später wieder nach Hause. „Ich hab mich schon gewundert, warum die nicht zur Schule müssen. In der Wohnung ist es zugegangen wie in einem Taubenschlag“, erzählt eine Nachbarin Richterin Claudia Bandion-Ortner. Der „Arbeitsplatz“ der Kinder waren laut Anklage die öffentlichen Verkehrsmittel, meist die U3 zwischen den Stationen Westbahnhof und Stephansplatz sowie die U4 zwischen Schwedenplatz und Schönbrunn.

Die Kinderbande soll von April bis Juli ihr Unwesen getrieben haben. In diesem Zeitraum verzeichnete das Landeskriminalamt Wien plötzlich eine Zunahme von Taschendiebstählen von über 2.000 Fakten. Unter den Opfern befanden sich auch zahlreiche Touristen. Als die Kinder im Juli von der Polizei aufgegriffen wurden, flüchteten die beiden Beschuldigten nach Italien. Auf dem Weg dorthin wurden sie verhaftet.

Die Anklage lautete auf teils versuchten, teils vollendeten schweren gewerbsmäßigen Diebstahl. Zudem klagte Staatsanwalt Peter Gildemeister das Vergehen des Menschenhandels an. Denn die Beschuldigten haben seiner Meinung nach die unmündigen Kinder beherbergt und zum Stehlen ausgebeutet.

Die beiden Angeklagten werden von einem ehemaligen Bandenmitglied, einer 14-Jährigen, schwer belastet. Zufällig fand im Wiener Landesgericht zur gleichen Zeit das Verfahren gegen die Jugendliche wegen Diebstahls statt. Die 14-Jährige erschien jedoch nicht zu ihrer eigenen Verhandlung, konnte daher auch nicht als Zeugin in dem anderen Verfahren aussagen. Wahrscheinlich blieb sie aus Angst dem Gericht fern. Erst vor kurzem soll ein naher Verwandter von ihr in Bosnien niedergestochen worden sein.

Die Richterin vertagte die Verhandlung auf Grund weiterer Zeugeneinvernahmen.

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