Kinder- und Jugendhilfe: Forderung nach Bundeskompetenz
Ein zentrales Anliegen: die Übertragung der Länderkompetenzen in der Kinder- und Jugendhilfe an den Bund.
Sowohl der Dachverband der Österreichischen Kinder- und Jugendeinrichtungen (DÖJ) als auch die Volksanwaltschaft kritisierten am Mittwoch in Aussendungen erneut die seit 2019 bestehende Länderkompetenz in der Kinder- und Jugendhilfe. Das führe zu großen regionalen Unterschieden, etwa bei Unterstützungsleistungen, bei Personalschlüsseln und Gruppengrößen in den Kinder- und Jugend-WGs und bei den Ausbildungsanforderungen an das Personal, bemängelte Volksanwalt Bernhard Achitz.
Tag der Kinderrechte: Qualitätsstandards für außerfamiliäre Erziehung gefordert
Auch eine Reihe anderer Institutionen, wie FICE-Austria, Netzwerk Kinderrechte, die Kinder- und Jugendanwaltschaften und die Bundesjugendvertretung würden sich für eine österreichweite und qualitätsgesicherte Kinder- und Jugendhilfe einsetzen, betonte DÖJ-Obmann Gerald Herowitsch-Trinkl und richtete seinen Appell besonders an Familienministerin Claudia Plakolm (ÖVP).
Volksanwalt Achitz forderte auch die verpflichtende Einführung der Qualitätsstandards für die außerfamiliäre Erziehung von FICE, der internationalen Organisation für erzieherische Hilfe. Laut der aktuellen Kinder- und Jugendhilfestatistik waren im vergangenen Jahr 13.050 Kinder und Jugendliche in sogenannter "voller Erziehung" fremduntergebracht. Um diese möglichst zu vermeiden und Minderjährigen den Verbleib in den Familien zu ermöglichen, forderte die Volksanwaltschaft zudem den Ausbau ambulanter Hilfen.
Die Situation in der Fremdunterbringung sei hingegen prekär, kritisierte das Österreichische Hilfswerk. Es komme zu langen Wartezeiten und überfüllten Einrichtungen. Das Hilfswerk warnte vor Sparmaßnahmen in der Kinder- und Jugendhilfe. Aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen käme es immer wieder zu Fällen der Kindeswohlgefährdung.
Familienbund drängt auf stärkeren Schutz in Gewaltverfahren
Auch die Kinderfreunde warnten in einer Aussendung vor finanziellen Kürzungen und machten eine Reihe von Forderungen, darunter einen flächendeckenden Kinderschutz sowie Zugang zu medizinischer und therapeutischer Versorgung, einen kostenlosen und ganztägigen Kindergartenplatz und die Einführung einer Kindergrundsicherung.
Der Österreichische Familienbund forderte indes mehr Schutz für Kinder und Jugendliche in Verfahren mit Gewalt gegen Minderjährige. Familienbund-Präsidentin und Nationalratsabgeordnete Johanna Jachs (ÖVP) sprach sich für ein Zitierverbot in solchen Verfahren aus. Außerdem drängte sie auf eine verpflichtende Beiziehung von Kinderschutzzentren beim ersten Polizeikontakt sowie auf eine gesicherte psychosoziale und juristische Prozessbegleitung durch spezialisierte Einrichtungen während des Strafverfahrens aus.
(APA/Red)