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Kerry bricht zu Wahlkampftour auf

Wenige Stunden nach Abschluss des Wahlparteitags der Demo-kraten ist US-Präsidentschaftskandidat John Kerry zu einer zwei-wöchigen Wahlkampftour quer durch die USA aufgebrochen.  

Mit den Worten „John Kerry, melde mich zum Dienst“ und der rechten Hand an der Schläfe zum Soldatengruß hatte Kerry am Donnerstagabend (Ortszeit) seine mit Spannung erwartete Nominierungsrede begonnen. Der Demokrat kritisierte unter dem Motto „Amerika kann es besser machen“ die Irak-Politik von Amtsinhaber George W. Bush scharf und versprach, bei einem Wahlsieg das Vertrauen der Welt in die USA wieder herzustellen.

„Es geht darum, dass man zu uns aufschaut, und nicht darum, dass man Angst vor uns hat“, sagte Kerry vor tausenden jubelnden Anhängern zum Abschluss des Parteitages. Als Präsident werde er mit Vizepräsident Edwards die Glaubwürdigkeit des Weißen Hauses wiederherstellen. In seiner zur besten Sendezeit landesweit vom Fernsehen übertragenen Rede betonte der Vietnamkriegs-Veteran zugleich, wie er als junger Mann das Land verteidigt habe, so werde er auch als Präsident nicht zögern, notfalls zu Gewalt zu greifen. „Jeder Angriff wird schnell und entschlossen beantwortet“, betonte er.

Nach einem Wahlsieg im November will Kerry die Zusammenarbeit der USA mit der internationalen Staatengemeinschaft verstärken. Vor allem beim Wiederaufbau und der Befriedung des Irak sollten mehr Länder eingebunden werden, sagte er. Auf diese Weise könne Amerika seine immensen Ausgaben in dem Land reduzieren und auch Truppen abziehen. „Es reicht nicht aus, von Massenvernichtungswaffen im Irak zu sprechen, damit es sie gibt. Es reicht nicht aus, von einem billigen Krieg zu sprechen, damit er nicht teuer wird. Und es reicht gewiss nicht aus, den Krieg für beendet zu erklären, damit er dies tatsächlich auch ist“, kritisierte Kerry Bushs Vorgehen im Irak.

Kerry sagte weiters, seine Regierung wolle keine Konflikte provozieren, sondern sich an eine gute politische Tradition halten: „Amerika führt keine Kriege, weil wir es wollen, sondern, weil wir müssen.“ Den Terroristen gab der Demokrat mit auf den Weg: „Ihr werdet verlieren, und wir werden gewinnen.“ Der Senator kündigte an, er wolle die Geheimdienste schnell reformieren und die amerikanische Militärmacht stärken. Unter anderem werde er die Zahl der Spezialeinheiten zur Terrorismusbekämpfung verdoppeln und die Truppen mit neuester Waffentechnologie ausstatten.

In seiner Rede kritisierte Kerry auch wirtschaftliche und soziale Probleme in den USA. „Die Löhne fallen, die Gesundheitskosten steigen, und unsere große Mittelklasse schrumpft. Viele Menschen arbeiten am Wochenende, haben oft sogar zwei oder drei Jobs und kommen doch nicht voran. Wir können und werden das verbessern; wir sind die Optimisten.“ Kerry kündigte unter anderem an, die Steuern für Mittelklasse-Familien und Kleinunternehmer zu senken, die Steuerermäßigungen der Regierung Bush für Superreiche aber zurückzunehmen und in die Verbesserung des Gesundheitssystems zu investieren. Jeder Amerikaner müsse sich eine Krankenversicherung leisten können, betonte Kerry. In den USA sind 44 Millionen Menschen nicht krankenversichert und damit in der Gesundheitsvorsorge auf ein löchriges Netzwerk angewiesen.

Durch Investitionen in neue Technologien und alternative Treibstoffe will Kerry auch die Abhängigkeit seines Landes von ausländischem Öl reduzieren. „Ich will ein Amerika, das sich auf seinen Einfallsreichtum und seine Innovationskraft verlässt – nicht auf die saudische Königsfamilie“, betonte der Präsidentschaftskandidat.

Kerrys Nominierungs-Rede bildete den Schluss- und Höhepunkt der viertägigen Convention, die ganz im Zeichen des Senators aus Massachusetts stand. Ex-Präsident Bill Clinton und Jimmy Carter, Ex-First Lady und Senatorin Hillary Clinton und der gescheiterte Kandidat gegen Bush, Al Gore, hatten zu Beginn bereits einen ersten Höhepunkt gesetzt und zur Wahl Kerrys aufgerufen.

Vizepräsidentschaftskandidat Edwards hatte am Mittwoch ein Plädoyer für mehr Optimismus und Hoffnung gehalten und seinen Lebensweg vom Arbeitersohn zum Vizepräsidentschaftskandidaten als „Amerikanischen Traum“ präsentiert. Kerry wiederum wurde ganz als Held von Vietnam, Patriot und verantwortungsbewusster politischer Führer dargestellt.

Der Wahlparteitag der Republikaner, bei dem Amtsinhaber Bush den Wählern präsentiert wird, folgt Anfang September in New York. Der amtierende Präsident hielt sich in der Woche des Demokraten-Parteitages mit öffentlichen Äußerungen zurück und machte Urlaub auf seiner Ranch in Texas. In Umfragen liegt Kerry derzeit knapp vor seinem republikanischen Herausforderer. Als entscheidend gilt, wer in den verbleibenden drei Monaten die Gunst der noch unentschlossenen Wähler gewinnt.

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