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Kern - Trailer und Kritik zum Film

Peter Kern spart nicht mit Kritik. "Die einzige Chance für diesen Film ist, dass ich ihn übernehme", schimpft er einmal den jungen Filmemacher Severin Fiala, der gemeinsam mit Veronika Franz ein Porträt des exzentrischen und streitbaren Schauspielers und Regisseurs erarbeitet hat. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Dass das kein leichtes Unterfangen war, wird mit jeder Minute der Doku, die verstreicht, deutlicher. Wie kommt man an einen Menschen heran, der sich am liebsten selbst inszeniert und immer im Mittelpunkt stehen muss? Indem man ihn machen lässt und in den Lücken auf wahrhaftige Momente hofft. Und von diesen Augenblicken gibt es einige in dem schlicht “Kern” betitelten Film, der im Rahmen der Diagonale 2012 orgestellt wurde.

Gelungene Porträtdoku beleuchtet des Peters Kern

“Was machen wir für einen Film über dich?”, wird Kern anfangs von den Regisseuren gefragt. Und der Porträtierte schimpft: “Ja, das frag ich mich auch! Das, was bis jetzt passiert ist, ist die Suche nach Kamerapositionen mit fehlenden Mikrofonen, ein Draufhalten auf einen dicken Fettkloß, aber ein eigentliches Konzept sehe ich überhaupt nicht. Ich sehe nur hilflose Menschen, die mit irgendwas fuchteln. Ich nenne das einen Fuchtelfilm.” Solche Angriffe gibt es in dem Film mehrfach, nicht nur auf die Filmemacher. Kern schreit an seinen Filmsets, beschimpft seine Haushälterin, ist ungeduldig, selbstverliebt und cholerisch, offenbar ständig von der Angst begleitet, dass das Ergebnis langweilig oder uninteressant sein könnte.

In der mehr als einjährigen Drehzeit schimmerte aber auch immer wieder der weiche Kern unter der rauen Schale durch, die verletzliche Seite eines Menschen voller Verzweiflung und Sehnsucht, der in einem beinahe nicht mehr manövrierbaren Körper feststeckt. Ein Missbrauch in der Kindheit, der Verlust vieler Freunde, ein Leben in der Anonymität der Großfeldsiedlung hier, Anekdoten von Erlebnissen mit Bernstein bis Fassbinder dort. Fiala und Franz zeigen Kern zumeist in seiner Wohnung, sei es vor dem Fernseher, wo er seine Filme herzeigt, oder vor dem Schreibtisch, auf dessen Sessel er sich auch einmal völlig nackt präsentiert. Ob man ihn am Ende sympathischer findet, bleibt jedem selbst überlassen. Wenn er am Schluss vor der neuen Wohnung im Sitzen zu “Stand by me” tanzt, ist das aber auf jeden Fall großes Kino.

(APA)

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