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Keine Staatsbürgerschaft für Netrebko

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Die russische Sängerin Anna Netrebko hat ihren Antrag auf die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft zurückgezogen. Schuld ist eine Medienkampagne in ihrer Heimat, in der die Operndiva „Verräterin“ genannt wurde. 

Damit begründete Netrebko gegenüber der „St. Petersburg Times“ begründete. Dies berichtet die „Kronen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe).

Sie sei „wütend und frustriert“, sagt Netrebko im Interview mit der „St. Petersburg Times“, „Es stellt sich heraus, dass ich keine eigenen Entscheidungen mehr treffen kann.“ Sie werde nicht nur von manchen Reportern als “Überläuferin“ bezeichnet, „als wären wir im Krieg“, Vorwürfe kämen auch von einigen Kollegen vom Mariinski Theater. „Ich bin keine Deserteurin“, betont Netrebko, die voriges Jahr mit dem höchsten russischen Staatspreis ausgezeichnet worden ist. Sie habe die russische Staatsbürgerschaft neben der österreichischen behalten wollen.

Es gebe zwar zwischen den beiden Ländern eigentlich keine Doppelstaatsbürgerschaft, aber die Behörden hätten eine Ausnahme machen wollen, erklärte Netrebko, die sich als russische Staatsbürgerin nur 180 Tage im Jahr im westlichen Ausland aufhalten darf. „Ich bin Sängerin und habe ein internationales Publikum, ich sollte nicht länger die erniedrigenden endlosen Ansuchen (um ein Visum) und Wartezeiten (auf Papiere) durchmachen.“

Es gebe keine Ausnahmeregelungen für international auftretende Künstler. Auch Valery Gergiev, der künstlerische Direktor des Mariinski Theaters, müsse ordnungsgemäß seine Ansuchen einreichen. Doppelstaatsbürgerschaften für Künstler hätten nichts mit Illoyalität gegenüber ihrem Heimatland zu tun, betont Netrebko. „Es ist nur eine Hilfe, um unser hektisches Leben ein bisschen weniger stressig zu machen.“

Die Sängerin hätte in Österreich innerhalb eines halben Jahres eingebürgert werden sollen. Während die österreichische Staatsbürgerschaft in der Regel nach zehn Jahren verliehen wird, kann es bei Sportlern und Künstlern ein „staatspolitisches Interesse“ geben und die Einbürgerung über einen einstimmigen Ministerratsbeschluss dementsprechend beschleunigt werden.

Im Moment bleibe ihr nichts anderes übrig, als den Antrag auf die Staatsbürgerschaft sein zu lassen, „außer ich will mit dem Ruf einer Überläuferin leben. Und das will ich nicht. Also warte ich darauf, mein nächstes Schengen-Visum zu bekommen“, erklärt Netrebko.

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