Keine Ermittlungen gegen Reproduktionsmediziner

Wie Christian Kroschl von der Staatsanwaltschaft Graz gegenüber der APA sagte, habe sich der Anfangsverdacht, wonach es weitere Geschädigte geben könnte, nicht erhärtet. Trotz des Aufrufs der Vorarlberger Familie hätten sich keine weiteren möglichen Opfer gemeldet.
Die Vorarlberger Familie mit drei Töchtern hatte den Reproduktionsmediziner verklagt, weil dieser der Mutter ohne deren Wissen Fremdsamen injiziert haben soll. Auch der leibliche Vater soll nichts von der Verwendung seines Samens gewusst haben. Das türkischstämmige Ehepaar habe sich 1992 erstmalig an den Arzt gewandt. Aufgrund von Sprachbarrieren habe es Verständigungsprobleme gegeben, beide hätten nicht gewusst, wie eine solche Behandlung ablaufe, eine Aufklärung habe nicht stattgefunden, sagte die Tiroler Anwältin Lisa Holzmann im Juni gegenüber der "Tiroler Tageszeitung". "Dabei ging die Mutter stets davon aus, dass sie bei der Spritze nur ein Medikament zur Fruchtbarkeitssteigerung erhält und eine Befruchtung dann auf natürlichem Weg erfolgen würde", wurde die Anwältin zitiert. "Doch bei jeder der insgesamt 14 Behandlungen wurde die Frau mit Fremdsamen inseminiert. Durch dieses Vorgehen sind die drei Töchter gezeugt worden."
DNA-Tests enthüllten unbekannte Väter
Für die Sitzungen flossen demnach insgesamt 84.000 Schilling (6.104,52 Euro), eine Rechnung habe die Familie nie erhalten. Ins Rollen kam das Ganze, weil eine der drei Töchter, eine Ärztin, ihrem Gefühl nachging "nicht ganz in die Familie hineinzupassen", darum einen DNA-Test machte und dabei herauskam, dass der Mann, den sie als Vater kennt, nicht ihr leiblicher Vater ist. Weitere DNA-Untersuchungen ergaben, dass auch ihre Schwestern offenbar nicht von ihm abstammen. Ihre Erzeuger sind unbekannt. Über Nachforschungen in Gen-Datenbanken stieß die Ärztin schließlich auf den Mann, der genetisch ihr Vater ist. Dieser hatte aber offenbar keine Ahnung, dass sie seine Tochter ist.
Der leibliche Vater war in den 1990er-Jahren ebenfalls Patient bei dem Medizinier, allerdings nur, um seinen Hormonstatus abklären zu lassen. Dass die Spermienprobe des Salzburgers mutmaßlich verwendet wurde, um sie einer fremden Frau zu injizieren, habe dieser nicht gewusst. "Tatsächlich aber wurde das Sperma gezielt eingefroren und wenig später bei unserer Mandantin ohne Aufklärung darüber und ohne die Zustimmung von allen Beteiligten einzuholen, für eine Fremdinsemination verwendet", so Anwalt Hermann Holzmann.
(APA)