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„Kein Wirtschaftskrieg!“ – Nehammer fordert Europa zum Handeln gegen Trump auf

EU will Wirtschaftskrieg mit Trump vermeiden – Nehammer fordert klare Regeln
EU will Wirtschaftskrieg mit Trump vermeiden – Nehammer fordert klare Regeln ©APA;AFP/Ferenc/Kelly
Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten stellt sich die EU auf komplizierte Verhandlungen mit den USA ein. Im Fokus steht dabei die Vermeidung eines Wirtschaftskriegs, wie Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer betonte.

Inmitten eines Gipfeltreffens in Budapest äußerte sich Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer zur kommenden Zusammenarbeit mit dem neu gewählten Präsidenten Donald Trump. Nehammer unterstrich die Notwendigkeit, einen Wirtschaftskrieg abzuwenden und klare Spielregeln für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zu schaffen. Der Schutz europäischer Investitionen sei ebenso entscheidend wie die Vermeidung überhöhter Zölle, die in den USA im Wahlkampf eine zentrale Rolle spielten. „Es braucht gegenseitige Anreize und klare Verhandlungen“, sagte Nehammer.

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Trumps Zollpläne alarmieren Europa

Trump hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, hohe Importzölle einführen zu wollen, um die heimische Produktion zu stärken und das Handelsdefizit zu reduzieren. Geplant sind neue Zölle zwischen 10 und 20 Prozent, die für Waren aus China sogar auf 60 Prozent steigen könnten. Diese Maßnahmen könnten sich laut Experten massiv auf europäische Exporte auswirken und das Wirtschaftswachstum in der EU negativ beeinflussen. In Budapest äußerten daher mehrere Staats- und Regierungschefs ihre Bedenken gegenüber einer solchen protektionistischen Wirtschaftspolitik.

Forderung nach starkem Europa auf Augenhöhe

Luxemburgs Regierungschef Luc Frieden betonte, die EU müsse den Dialog mit den USA auf Augenhöhe führen. „Wir sind für fairen und freien Handel“, erklärte Frieden. „Zölle sind nicht das beste Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Doch wenn die USA diese einführen, müssen wir reagieren.“ Seine dänische Amtskollegin Mette Frederiksen stimmte zu und erklärte, Europa müsse für seine Interessen einstehen. Ein Wettbewerbsdruck solle möglichst vermieden werden, doch die EU müsse auch auf mögliche Herausforderungen vorbereitet sein.

Strategische Selbstständigkeit Europas

Mario Draghi, der ehemalige Chef der Europäischen Zentralbank, warnte vor den weitreichenden Veränderungen, die eine erneute Präsidentschaft Trumps für die transatlantischen Beziehungen bedeuten könnte. In einer kürzlich veröffentlichten Analyse zur europäischen Wettbewerbsfähigkeit hatte Draghi Schwachstellen der EU aufgezeigt und betont, dass die Union nicht länger zögern dürfe, ihre Innovationsfähigkeit und Autonomie zu stärken.

Investitionen und Bürokratieabbau als Schlüssel

Bundeskanzler Olaf Scholz hob hervor, dass die europäische Wettbewerbsfähigkeit höchste Priorität haben müsse. Dazu gehörten Investitionen in Innovation und die Reduktion von Bürokratie, um die wirtschaftliche Dynamik der EU zu stärken. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni ergänzte, dass Europa nun stärker denn je darauf fokussiert sein müsse, seine eigenen Interessen zu schützen und weniger abhängig von externen Entscheidungen zu werden.

Zukunft der transatlantischen Beziehungen bleibt ungewiss

Die künftigen Handelsbeziehungen zwischen Europa und den USA sind mit Trumps Wahl in eine neue, ungewisse Phase eingetreten. Während die EU eine Eskalation durch Zollstreitigkeiten und protektionistische Maßnahmen zu vermeiden sucht, stellt sich die Union auf intensive Verhandlungen ein. Die führenden Köpfe der EU-Staaten sind sich einig: Europa muss seinen eigenen Weg finden und langfristig selbstständiger werden, um auf neue Herausforderungen souverän reagieren zu können.

(DPA/VOL.AT)

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