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(K)Ein Pfusch am Bau: Günther Nussbaum-Sekora im Interview

Günther Nussbaum-Sekora gilt in Österreich als "Held der geprellten Häuslbauer".
Günther Nussbaum-Sekora gilt in Österreich als "Held der geprellten Häuslbauer". ©ATV/ Kainerstorfer
"Kein Haus ist ohne Fehler", meint Bausachverständiger Günther Nussbaum-Sekora. Aber es gibt Fehler, mit denen man leben kann, und Fehler, die sofort ausgebessert gehören.  Und solche sieht Nussbaum-Sekora in seinem Arbeitsalltag beinahe täglich. Im Interview mit VIENNA.AT verrät er, worauf Bauherren achten sollten und warum er nicht zu den beliebtesten Kollegen der Baubranche gehört.
Bausachverständiger Günther Nussbaum-Sekora
Heimwerker-Tipps

Wenn Günther Nussbaum-Sekora eine Baustelle betritt, dann ist es in vielen Fällen bereits zu spät, denn seine Aufgabe ist es, die Fehler der Baufirmen zu finden und den Bauherren als Baubegleiter zur Seite zu stehen. “Die Bauarbeiten wurden mangelhaft ausgeführt, Wände schimmeln, Fenster sind undicht, ganze Häuser unbewohnbar”, beschreibt er den Albtraum, zu dem so mancher Wohntraum wurde. Als er 2010 solche Fälle in seiner ATV-Sendung “Pfusch am Bau” ins Fernsehen brachte, gab es viele Interessensvertretungen, die das verhindern wollten. Rund 70 Fälle wurden in der Sendung bereits vorgestellt, wobei Nussbaum-Sekora betont, dass es sich bei den Fällen, die es ins Fernsehen “schaffen” auch um besonders schlimme Fälle handelt. Im Jahr bearbeitet der Sachverständige rund 500 bis 700 Fälle.

(K)Ein Pfusch am Bau

“Peter will sich beim Planer beschweren. Aber der ist längst in Konkurs und nicht mehr auffindbar. Von Schadenersatz kann da keine Rede sein. Im Übrigen ist der Chef der Baufirma mittlerweile wegen Betrugs im Gefängnis, insolvent und sowieso nicht zuständig” – so ein Beispiel aus dem gerade erschienenen Buch ( Titel: “(K)Ein Pfusch am Bau”) des Sachverständigen. Kein typisches Beispiel, sondern ein Extrembeispiel. Dennoch zeigt es gut, mit was für zum Teil absurden Situationen Bauherren konfrontiert sein können.

Seit er seine Sendung hat, konnte Nussbaum-Sekora aber auch eine Entwicklung beobachten, die zur Verbesserung der Lage von Häuslbauern führt: Sowohl Privatleute als auch Firmen sind bereits für Probleme sensibilisiert und handeln entsprechend. Hohe Qualität erhält die Wertschätzung, die sie verdient und offensichtlich zu billige Angebote werden seltener angenommen. Das zumindest schreiben ihm sehr häufig Unternehmen, die mittlerweile über seine Art der Öffentlichkeitsarbeit froh sind – abgesehen von den Firmen, denen ein Pfusch nachgewiesen wurde und die dann auf eigene Kosten Fehler ausbessern müssen.

Der Bausachverständige im Interview

Die Planungsphase ist beim Bauen entscheidend, denn fast jeder Pfusch hat seinen Ursprung in der Planungsphase, so Günther Nussbaum-Sekora. Hier dürfe man sich nicht “unbedarft” geben. Der Auftraggeber will das Haus so günstig wie möglich bauen lassen, die Firma will so viel wie möglich daran verdienen. Dies sei ein Spannungsfeld, das sich ohne viel Erfahrung auf der Auftraggeberseite nicht lösen lasse, so seine These .

Teil 1 des Interviews

 
Teil 2 des Interviews

Günther Nussbaum-Sekora setzt sich ein

Günther Nussbaum-Sekora betont im Interview, dass er bei seinen Gutachten neutral bleibt, auch wenn er sich als “Held der geprellten Häuslbauer” sieht. “Wenn sich jemand beschweren will, weil ihm im Nachhinein die Farbe nicht gefällt, rate ich auch davon ab, sich mit dem Bauträger anzulegen. Das ist eine Geschmacksfrage und kein Pfusch”, meint er. Als Sachverständiger mit EU-Zertifizierung sieht er sich außerdem gerichtlich beeideten Sachverständigen gegenüber im Vorteil. Einerseits, weil es mit seiner Zertifizierung auch bei Klienten im Ausland keine Probleme mit der Anerkennung seiner Gutachten gibt, andererseits weil sein Engagement und seine Öffentlichkeitsarbeit so nicht im Widerspruch zu seiner Position als Sachverständiger stehen.

Er ist sich bewusst, dass er in der Baubranche polarisiert. Noch immer gibt es Versuche, seine Sendungen zu verhindern und extrem negatives Feedback. “In meiner täglichen Praxis ist es dann so, dass ich auf der Baustelle bin und einer Firma sagen muss, dass sie um 20.000 Euro ihren Pfusch beheben muss. Das macht einen nicht zur beliebtesten Person des Jahres.”

Buchtipp: (K)Ein Pfusch am Bau – Wie ein Bausachverständiger (s)ein Haus richtig und dennoch kostengünstig bauen würde, erschienen im Linde Verlag, ISBN 978-3-7093-0496-9
(SVA)

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