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"Kein Level"

Wenige Tage vor der mit Spannung erwarteten Bekanntgabe seines ersten Team-Kaders vor dem Spiel gegen die Slowakei am 27. März in Graz gab Hans Krankl der APA ein Interview.

Frage: “Sie haben sich von der Frühjahrsmeisterschaft schon viele Spiele angeschaut. Sind Sie optimistisch oder eher skeptisch für die nächste Zeit?
Krankl: “Ich und mein Co-Trainer Slavko Kovacic haben zusammen 22 Spiele gesehen. Die Meisterschaft bei uns ist sehr schwer angegangen, sehr mühsam, mit durchschnittlichen bis guten Leistungen. Die letzten Spiele waren weit besser, etwa Sturm gegen Rapid. Das heißt, die Meisterschaft muss einmal ins Laufen kommen. Aber ich bin
grundsätzlich ein optimistischer Mensch (…) Es gibt vieles zu verbessern, aber ich bin für die Zukunft nicht pessimistisch.”

Frage: “Sie haben ursprünglich einen radikalen Umbau angekündigt,
dies später relativiert. Was ist nun am Donnerstag zu erwarten?”

Krankl: “Für die Schlagzeilen bin ich nicht verantwortlich (…) Es wird aber einen Generationswechsel geben und es werden einige jüngere Spieler zum Einsatz kommen. Erfinden kann ich keine, mit Zwanzigjährigen oder Jüngeren kann ich nicht spielen, die
gibt´s nicht (…)”

Frage: “Sie haben gesagt, das Frühere interessiert mich nicht,
z.B. die Sache mit den Israel-Verweigerern. Anderseits haben Sie auch
betont, dass sie nur Spieler einberufen, von denen sie annehmen, dass
sie sich für Österreichs Team zerreißen. Nun haben diese Neun aber
die Nationalelf in einer kritischen und wichtigen Situation eher im
Stich gelassen. Was gilt nun?”

Krankl: “Die Geschichte war vor meiner Zeit, die kommentiere ich nicht. Jeder hat bei mir die gleichen Chancen. Aber Sie haben
vollkommen recht(…) Ich berufe nur Spieler ein, die mit Herz, Leib, Stolz und Begeisterung für ihr Land kämpfen und spielen wollen. Es mag sein, dass ich mich das eine oder andere Mal irre, der ist dann einmal dabei und dann nie mehr, auch wenn er der beste Spieler ist. Diese Einstellung ist für mich genau so wichtig wie das Können (…)”

Frage: “Sie haben sich auch die Legionäre angeschaut, mit welchem
Ergebnis?”

Krankl: “Wir haben alle Legionäre angeschaut, mit Ausnahme von
Flögel, Orman und Prilasnig, Flögel ist derzeit auch verletzt. Was
die Beurteilung betrifft, etwa über Schopp, so kritisiere ich nie
negativ, ich sage über die Leistung höchstens: Durchschnittlich oder
diskret. Was aber sicher erfreulich ist, dass Alexander Manninger bei Fiorentina der erste Tormann ist.”

Frage: “Wann haben sie zum ersten Mal den Wunsch verspürt, Teamchef zu werden? Noch in der aktiven Zeit?”
Krankl: “Nein, damals noch nicht. Aber ich habe immer meinen Freund Herbert Prohaska beobachtet (…) Da habe ich mir schon gedacht: Vielleicht werde ich auch einmal Teamtrainer.”

Frage: “Sie waren einst ein gefürchteter Torjäger. Im vergangenen Jahr gab es im Team nur ein Stürmer-Tor durch Edi Glieder. Gibt es eine Stürmerkrise?”
Krankl: “Ich kann über eine angebliche Stürmerkrise oder wie Otto Baric über die vielen Ausländer in der Liga, was ja stimmt, sechs Wochen nach Amtsantritt nicht jammern (…) Wenn wir heute positiv abschneiden und der Mittelfeldspieler schießt die Tore, dann hat auch der Stürmer seine Schuldigkeit getan (…)”

Frage: “Die österreichischen Legionäre spielen im Gegensatz zu anderen Nationen nur bei durchschnittlichen Mannschaften, mit ihnen wird das Team nicht deutlich besser. Die Legionäre in Österreich sind oft auch nur Mittelmaß, so wie unser Team. Können wir unseren Team-Level international verbessern?”
Krankl: “Momentan nicht. Wir stehen derzeit bei null, sind im Topf drei, also nur dritte Garnitur. Nun gilt es eine Mannschaft aufzubauen, in vier Spielen einen Stamm zu finden, mit dem ich mit den notwendigen Änderungen durch die Qualifikation gehen kann. Wir müssen versuchen, uns wieder den Respekt zu verschaffen, den wir schon gehabt haben. Wir brauchen derzeit nicht zu diskutieren, welchen Level wir erreichen können, denn wir haben momentan keinen (…)”

Frage: “Wie hoch schätzen Sie unsere Chancen in der EM-Qualifikation ein?”
Krankl: “Wie haben nichts zu verlieren. Die Holländer stehen Lichtjahre über uns, die Tschechen haben ihre Legionäre bei den berühmtesten Mannschaften, Weißrussland hat seit 1997 aufgeholt und ist mindestens so gut wie wir. Realistisch gesehen stehen wir in der Mitte der Tabelle. Das würde bedeuten, wir qualifizieren uns nicht für die Endrunde. Aber wir werden uns dennoch nicht aufgeben, sondern versuchen, jedes Spiel zu gewinnen und dann sehen, was herauskommt. Viel wichtiger als das Erreichen der Endrunde 2004 ist es, eine Mannschaft zu finden.”

Frage: “Wie beurteilen Sie die eklatante Auswärtsschwäche? Unter Baric gab es als einzigen Auswärtsssieg ein 1:0 in Liechtenstein.”
Krankl: “Das ist schon katastrophal und ernüchternd. Wir müssen natürlich versuchen, das zu verbessern, wir müssen einfach mit einer anderen Einstellung in solche Spiele gehen.”

Frage: “Sie haben ihre ersten sieben Länderspiele als Spieler nicht gewonnen, auch wenn immerhin Unentschieden gegen Brasilien (zwei Mal), die Niederlande und Italien dabei waren. Was für Gegenwind würde blasen, wenn Ihnen auch als Teamchef in den ersten sieben Spielen kein Sieg gelingt?”
Krankl: “Ich habe einen Zweijahresvertrag. Wenn jemand glaubt, dass ich Märchen erzähle und nicht versteht, dass wir erst eine Mannschaft finden und formen müssen bzw. wenn schon nach einigen Spielen Kritik einsetzt, dann kann ich nicht helfen. Ich hoffe jedenfalls, dass man mir Zeit gibt (…)”

Frage: “Sie verzichten auf eine Reise zur WM-Endrunde nach Japan und Südkorea. Warum?”
Krankl: “Es kostet ein Heidengeld und von unseren EM-Gegnern ist kein Einziger dabei. Das Geld investieren Willi Ruttensteiner und ich viel lieber in Anschauungs-Unterreicht für Jugendliche, Willi stellt nach französischem Vorbild ein Jugendtrainingsprogramm auf Video zusammen (…)”

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