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Kein Job wie jeder andere

Nahezu jeder kennt dieses Schlüsselerlebnis, diesen Moment, in dem die Weichen im Kopf fürs Leben gestellt werden. So wusste Günther Fritsch bereits zu Schulzeiten, dass er Polizist werden wollte.

Jeder in der dritten Klasse der Höchster Hauptschule musste damals eine Stellenbewerbung schreiben. Er hat sie an den Gendarmerieposten Höchst gerichtet.

Heute ist der 43-jährige Oberst Leiter der Organisations- und Einsatzabteilung – und Chef des größten Polizeieinsatzes in der Geschichte desLandespolizeikommandos. Günther Fritsch muss mit 300 Polizisten die Sicherheit während des EU-Verkehrsministertreffens garantieren.

Im Vorfeld des Ministertreffens musste viel Arbeit im Hintergrund erledigt werden, seit November laufen die Detailplanungen. Jedes Objekt wurde durchleuchtet, sogar jeden Bauarbeiter auf der Festspielhausbaustelle überprüften sie sicherheitspolizeilich. „Wäre ein suspekter Arbeiter dabei gewesen, hätte er während des Kongresses nicht arbeiten dürfen“, schildert der Oberst. Aber das Personal war sauber.

Ständig klingelt irgendein Telefon, Günther Fritsch muss auf alles eine Antwort haben. „Eine hektische Zeit, wir alle hier sind weit weg vom Acht-Stunden-Tag“, steckt er die Belastung locker weg. Während der Veranstaltung leitet Fritsch die Operation in einem abgedunkelten Raum. Ein Videobeamer wirft Live-Bilder vom Festspielhaus an die Wand. Eigene Kamerateams der Polizei funken die Bilder in Echtzeit in die Zentrale, ein Kamera-Hubschrauber liefert im Ernstfall Übersichtsbilder aus der Luft. Wie eine gute Liveübertragung im TV, bloß mehr auf die Sicherheit ausgerichtet. Am rechten oberen Bildrand, wo jetzt nur Blumenkübel stehen, werden morgen Demonstranten zu sehen sein. „Hoffentlich bleibt alles friedlich“, sagt Fritsch.

Viel Vorbereitungsarbeit konnte er zu Hause am PC erledigen. Wenn die Familie näher ist, fällt das Arbeiten leichter – im Büro bleiben nur die Fotos, von denen ihn seine beiden Söhne anlachen. Die zwei größten Bilder im Büro im dritten Stock des Landespolizeikommandos zeigen aber den Mann mit dem Spitzbubenlachen selbst – mit Angelrute und Riesenfisch auf einem Boot. „Das war in Italien, im Po-Delta.“ Man spürt förmlich, wie ihn das Fernweh packt. 1,81 Meter war der Wels lang. Nach dem Trophäenfoto haben sie ihn wieder schwimmen lassen. Fritsch fischt seit seinem zehnten Lebensjahr, ist in Höchst aufgewachsen. Brugger Loch, Rheindelta – dort findet er den Ausgleich.

Vielfältige Erfahrungen

Den Polizeiapparat kennt er aus vielen Perspektiven. Hat fünf Jahre die Ländle-Cobra geleitet, fünfeinhalb Jahre Außendienst beim Posten Hard gemacht, dreieinhalb Jahre bei der Kripo, kennt die Stabsabteilung. „Es ist jeden Tag etwas komplett anderes“, sagt Fritsch und macht eine kurze Pause. Dann: „Ich bin gern Polizeibeamter.“

Das erste Mal so richtig befreit durchatmen wird Günther Fritsch heute, kurz nach 13 Uhr. Dann haben die Minister hoffentlich unversehrt das Festspielhaus betreten und beginnen mit der ersten Arbeitssitzung. Der Oberst wird ihnen von der Einsatzzentrale aus auf die Finger schauen.

ZUR PERSON

Günther Fritsch

  • Beruf: Leiter der Organisations- und Einsatzabteilung des Landespolizeikommandos.
  • Geboren: 14. 4. 1962, Bregenz
  • Familie: lebt mit seiner Gattin und zwei Söhnen in Bregenz
  • Ausbildung/Laufbahn: HAK Bregenz, Polizeischule, Sicherheitsakademie, Posten Hard, Cobra, Kripo, Stabsabteilung.
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