Kaufsucht: Jeder fünfte Österreicher ist bereits gefährdet

Jede fünfte Person (21 Prozent) in Österreich ist laut einer Befragung des Gallup Instituts im Februar 2023 im Auftrag der AK kaufsuchtgefährdet (kompensatorisches und süchtiges Verhalten). Das sind etwas weniger Menschen als noch bei der letzten Studie im Jahr 2017 (24 Prozent), dennoch ist es besorgniserregend. Besonders kaufsuchtgefährdet sind Frauen (24 Prozent), Junge von 14 bis 29 Jahren (33 Prozent) und Personen mit niedrigem Bildungsabschluss (26 Prozent).
Österreicher durch Internet anfällig für Kaufsucht
Das Internet wird für Kaufsuchtgefährdete zum Verhängnis. Sie kaufen öfter und mehr als sie möchten. So geben 13 Prozent der Befragten an, zumindest einmal wöchentlich im Internet einzukaufen, ein Viertel kauft mehrmals im Monat und etwas mehr als ein Fünftel mehrmals im Quartal. Warum ist das so? Weil es anonym ist.
"Onlineshoppen ist verlockend und da wird auch mit vielen Tricks gearbeitet, Stichwort Dark Patterns. So werden etwa Produkte in den Warenkorb gelegt, die Konsument:innen gar nicht ausgewählt haben. Große Onlineplattformen arbeiten oft mit glücksspielähnlichen Methoden, die zum Kauf verführen", kritisiert AK Konsumentchützerin Nina Birkner-Tröger. "Auch Influencer wecken bei jungen Menschen Wünsche nach bestimmten Produkten, die sie in ihren Videos anbieten. Dabei geht nicht eindeutig hervor, dass es Werbung ist."
Bargeldloses Zahlen erhöht Gefahr für Kaufsucht zusätzlich
Personen, die häufig bargeldlos zahlen, sind mehr kaufsuchtgefährdet als Personen, die das nur hin und wieder oder nie machen. Ebenfalls häufiger betroffen sind Menschen, die einen Ratenkredit haben. Mehr als die Hälfte der Befragten mit einem im letzten Jahr aufgenommenen Ratenkredit gilt als kaufsuchtgefährdet, davon sind 28 Prozent süchtig, knapp ein Viertel kaufsuchtgefährdet. Wenig überraschend: Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Kaufsucht und Höhe der Verschuldung. 45 Prozent der Befragten, die mehr als 5.000 Euro an Schulden haben, gelten als kaufsuchtgefährdet.
"Kaufsucht ist noch immer eine sehr tabuisierte Form der Abhängigkeit und spielt in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle, da Kaufen keine sozial verpönte Sucht wie etwa Alkoholmissbrauch ist", resümiert Birkner-Tröger. "Kaufsüchtige suchen einen Kick. Kaufen orientiert sich nicht am Bedarf und den finanziellen Mitteln. Das Kaufen steht im Vordergrund und ist meist ein Ersatz, um etwa Einsamkeit oder mangelndes Selbstwertgefühl zu kompensieren - zumindest kurzfristig. Und das mündet oft in Überschuldung und soziale Isolation", so Birkner-Tröger. "Bei jungen Menschen ist vor allem der gesellschaftliche Druck hoch, sich durch Konsum einen Platz in der Gesellschaft zu 'erkaufen'".
(Red)