Mehrere Solidaritätskundgebungen mit dem Papst sind in den nächsten Tagen geplant. Katholische Studentengruppen wollen am kommenden Sonntag dem Papst, der wegen des Protests linker Studenten und Professoren seinen Besuch der Universität abgesagt hatte, auf dem Petersplatz ihre Unterstützung bekunden.
Der Vatikan veröffentlichte unterdessen die Rede, die der Papst auf Einladung des Rektors zu Beginn des akademischen Jahres halten wollte. Darin betont das katholische Kirchenoberhaupt den laizistischen Charakter der Universität La Sapienza, “die einst eine Universität des Papstes” gewesen sei. Heute sei die Hochschule “frei von politischen und kirchlichen Autoritäten”. Benedikt XVI. bezeichnete es zugleich als Gefahr für die westliche Welt, dass der Mensch wegen “seiner Größe, seines Wissens und seiner Macht vor der Frage der Wahrheit kapituliere. Die Theologie, deren Botschaft sich an die Vernunft richte, dürfe nicht auf die Privatsphäre einer mehr oder weniger großen Gruppe von Menschen beschränkt bleiben, betonte der Papst.
Die Italienische Bischofskonferenz (CEI) warf den Agitatoren “antidemokratische Intoleranz und kulturelle Abschottung” vor. Die Einladung der Universitätsleitung an den Papst sei durch “ideologische Gewalt und Streitlust einiger weniger” vereitelt worden, heißt es in einer Stellungnahme der CEI.
Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano hatte dem Papst sein Bedauern für den abgesagten Besuch bekundet. In dem Schreiben verurteilte Napolitano die Proteste, die zu dem Eklat führten, als intolerant und “nicht hinnehmbar”. Zugleich drückte er sein “aufrichtiges, lebhaftes Bedauern” über die Absage aus.
Laut dem italienischen Oppositionschef Silvio Berlusconi handle es sich um eine “Wunde”, die die Universität und ganz Italien beschäme. Die Linke müsse sich selbst wieder einmal einer ernsten Gewissensprüfung unterziehen, denn die Allianz mit einigen intoleranten Splittergruppen und die durch ein paar linke Parteien angestachelte, ideologisch motivierte antiklerikale Kampagne habe erst das Klima erzeugt, in der sich diese “schändliche Seite” der italienischen Geschichte offenbart habe.
Der Chef der Demokratischen Partei (PD), der stärksten Regierungspartei, Walter Veltroni, meinte, die Absage sei eine Niederlage der liberalen Kultur und des Grundprinzips des Ideenwettbewerbs und des Respekts vor den Institutionen. Der Chef der christdemokratischen Oppositionspartei UDC, Pier Ferdinando Casini, meinte, Italien und derjenige laizistische Teil, der den Papst hören wollte, seien gedemütigt worden. Es bestehe in Italien ein offensichtliches Defizit im Dialog und in der wahren Auseinandersetzung, es gebe eine intellektuelle Elite, die mit Nostalgie auf 1968 zurückblicke und die kulturelle Debatte mit der Kirche scheue.
Der Vatikan hatte den Papst-Besuch an der Universität am Dienstag abgesagt, nachdem zahlreiche Professoren und Studenten durch die geplante Rede die Autonomie der weltlichen Universität bedroht sahen. Die Studierenden wollten sogar eine “antiklerikale Woche” an der Hochschule in Rom organisieren.