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Kasparow hängt Schach an den Nagel

Die Schachwelt steht vor einer Zäsur. Nach 20 Jahren als Nummer eins der Welt hat der russische Großmeister Garri Kasparow überraschend seinen Rücktritt vom Profischach erklärt.

Unmittelbar nach seinem Turniersieg in Linares begründete der Ex- Weltmeister am Donnerstagabend seinen Schritt vor allem mit dem Chaos in der Schachwelt, das es ihm nicht ermöglicht habe, wieder den Titel zu erringen.

Der erklärte Gegner des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin will in Zukunft sein politisches Engagement verstärken und auch Bücher schreiben. „Es ist eine harte Entscheidung, weil ich dank meiner Leidenschaft und Liebe zum Schach die Spitze erreicht habe“, sagte der 41-jährige Kasparow.

Der beste Spieler der Welt hatte sich 1993 vom Weltverband FIDE getrennt und eine eigene Weltmeisterschaft vermarktet. Seinen Titel hatte der Moskauer, dessen Duelle gegen seinen Erzrivalen Anatoli Karpow die achtziger Jahre prägten, im Jahr 2000 an seinen Landsmann Wladimir Kramnik verloren.

Selbst die FIDE zollte dem Schachgenie großen Respekt. „Kasparow hat viel für die Entwicklung des Schachspiels in der Welt getan. Er ist eine historische Größe im Schach“, erklärte FIDE-Präsident Kirsan Iljumschinow. Sein Plan, den FIDE-Weltmeister Kasimdschanow gegen Kasparow antreten zu lassen, um die zerstrittene Schachwelt zu vereinen, war in den vergangenen Jahren nie zu Stande gekommen.

Zum Abschluss seiner glänzenden Laufbahn hatte Kasparow das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Er verlor die letzte Partie des Superturniers in Spanien gegen den Bulgaren Weselin Topalow. Beide beendeten den Wettbewerb mit jeweils 8,0 Punkten, doch laut Reglement wurde der Weltranglisten-Erste zum Gewinner erklärt, weil er die meisten Schwarzsiege aufwies.

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