Allerdings ist es nach Angaben der Unabhängigen Beschwerdekommission (ECC) zu Wahlbetrug gekommen.
Knapp drei Wochen nach der Wahl wies die von den Vereinten Nationen unterstützte Beschwerdekommission am Dienstag die afghanische Wahlkommission (IEC) an, Stimmen aus betroffenen Wahllokalen zu überprüfen und erneut auszuzählen. Bevor die Vorwürfe nicht geklärt sind, darf kein amtliches Endergebnis verkündet werden. Damit steht bis dahin auch kein Gewinner fest.
Die Unabhängige Wahlkommission (IEC) teilte mit, Präsident Karzai habe nach derzeitigem Stand 54,1 Prozent der Stimmen gewonnen. Sein wichtigster Herausforderer Abdullah Abdullah folge mit 28,3 Prozent. Auf den dritten Platz kam der unabhängige Kandidat Ramazan Bashardost mit rund 9,2 Prozent der Stimmen, gefolgt von dem ehemaligen Finanzminister Ashraf Ghani, der 2,7 Prozent der Stimmen erhielt. Die Stimmen aus 91,6 Prozent der Wahllokale seien inzwischen ausgezählt.
Die Auszählung werde trotz der Anordnung der ECC bis zu einem vorläufigen Ergebnis fortgesetzt. Danach würden die von der ECC bemängelten Wahllokale überprüft. Die Beschwerdekommission teilte mit, bei ihren Untersuchungen in drei Provinzen habe es “klare und überzeugende Beweise für Betrug” gegeben. In weiteren Provinzen plane die ECC Ermittlungen wegen Beschwerden über Wahlbetrug.
Die Betrugsvorwürfe richten sich in erster Linie gegen das Karzai- Lager. Auch Abdullah hat dem Präsidenten schwere Manipulationen vorgeworfen. Die Wahlkommission kündigte von sich aus an, Stimmen aus rund 600 der insgesamt 26.000 Wahllokale bei dem vorläufigen Ergebnis nicht zu berücksichtigen. Diese Stimmen seien “verdächtig” und zur Überprüfung an die Beschwerdekommission gegeben worden. Da maximal 600 Wähler für jedes Wahllokal berechnet worden waren, liegt die theoretische Gesamtzahl dieser umstrittenen Stimmen bei höchstens 360.000. Allerdings liegt Karzai in absoluten Zahlen rund 1,4 Millionen Stimmen vor Ex-Außenminister Abdullah.
Nach den neuesten Teilergebnissen konnte Karzai seinen Vorsprung um 23,8 Prozentpunkte ausbauen. Am Sonntag hatte Karzai noch mit nur knapp 17 Prozentpunkten vor Abdullah geführt. Erste Ergebnisse nach der Wahl vom 20. August hatten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hingedeutet. Sollte Karzai die absolute Mehrheit bei der Auszählung auch nach Klärung der Betrugsvorwürfe halten, wäre kein zweiter Wahlgang im Oktober notwendig. Ein amtliches Endergebnis war ursprünglich für Mitte September angekündigt worden. Der Termin gilt nun kaum noch als haltbar.
Angesichts der massiven Fälschungsvorwürfe drängen die USA und die Vereinten Nationen Karzai nach Medienberichten zu einer gründlichen Überprüfung der Wahl. Wie der US-Sender CNN unter Berufung auf Mitarbeiter des US-Außenministeriums berichtete, trafen der amerikanische Botschafter in Kabul, Karl Eikenberry, und UN-Vertreter am Montagabend mit Karzai zusammen. Dabei hätten sie ihn aufgefordert, der Wahlkommission eine eingehende Überprüfung der Vorwürfe zu gestatten. Erst danach könne geklärt werden, ob ein zweiter Wahlgang nötig ist.
Ein namentlich nicht genannter Vertreter des Außenministeriums in Washington sprach von einem “Schuss vor den Bug der afghanischen Regierung”. Damit solle sichergestellt werden, dass die Wahlkommission ihrer Aufgabe ungehindert nachgehen könne. Botschafter Eikenberry habe nach dem Treffen mit Karzai US-Außenministerin Hillary Clinton Bericht erstattet, hieß es weiter.
Der UN-Sondergesandte Kai Eide rief ECC und IEC am Dienstag dazu auf, ihre Anstrengungen auf allen Ebenen zu verstärken, um die Integrität der Wahl zu sichern. “Das beinhaltet, Ergebnisse von Wahlurnen aus den vorläufigen Zählungen herauszuhalten, bei denen es Beweise über Unregelmäßigkeiten gibt.”
Bei dem Anschlag am Flughafen sprengte sich nach Polizeiangaben ein Attentäter direkt vor einem Kontrollpunkt der internationalen Truppen mit seinem Auto in die Luft. Dabei seien drei Zivilisten getötet und sechs verletzt worden. Auch vier Soldaten erlitten leichte Verletzungen, wie die NATO mitteilte. Es war der schwerste Anschlag in der Hauptstadt seit der Präsidentenwahl.