Allein am vergangenen Wochenende wurden bei Vor- Karnevalsumzügen in der Stadt am Zuckerhut etwa 50 Straßenpinkler festgenommen, die aus Not oder Faulheit keine öffentliche Toilette aufsuchten. “Es kann nicht angehen, dass jemand eine öffentliche Straße oder eine Haustür als öffentliches Klo benutzt”, wetterte Rios Behördenleiter für öffentliche Ordnung, Rodrigo Bethlem. Schließlich sei die Zahl der Chemie-Klos in den karnevalistischen Hochburgen der Stadt im Vergleich zum Vorjahr auf 4.000 erhöht und damit vervierfacht worden. “Die Leute sollen ihren Spaß haben, aber bitte mit Anstand.”
TV-Sender zeigten Bilder von stehenden oder leicht wankenden Narren, die an Bäume, Laternen, Autos oder Häuserwände urinierten. “Das ist inakzeptabel”, sagte Bethlem sichtlich verärgert. Viele Jecken beklagten aber wie in den Vorjahren auch, dass die Zahl der Chemie-Klos immer noch nicht ausreiche. “Wenn die Polizei alle festnehmen will, die zu Karneval an eine Häuserwand pinkeln, dann wird es eng auf den Polizeiwachen”, sagte der 51-jährige Straßenverkäufer, José Ferreira da Costa, der in flagranti erwischt wurde, als er sich an einem Baum erleichterte.
In Rio de Janeiro ziehen bereits zu den Vor-Karnevalsumzügen Tausende singend und tanzend zu heißen Samba-Rhythmen und unter sengender Sonne über die Strandpromenaden oder durch die kleinen Gassen der Viertel. Das eiskalte Bier fließt in Strömen und entsprechend erhöht sich die Frequenz der notwendigen Toilettenbesuche. Vor den kleinen blauen Chemie-Klos bilden sich lange Schlangen. Vor allem die Damen müssen sich oft in Geduld üben. Dazu kommt noch ein weiteres Übel. Die Männer drängelten sich häufig vor und nutzten die mobile Frauen-Klos, erzählte die 28-jährige Mariana einem Reporter. “Die Leute respektieren einfach die (Warte-) Schlange nicht. Wenn es drängt, wartet niemand gern.”
Nach dem Umzug schlägt die Stunde der Reinigungstrupps, die nicht nur Flaschen, Dosen, Becher und sonstigen Unrat einsammeln. Die Straßen werden auch “parfümiert”, um etwaigen unangenehmen Urin- Geruch zu neutralisieren. Benutzt wird dabei eine Mischung aus Eukalyptus-Essenz und Reinigungsmitteln. Die Straßen seien nach dem Umzug “sauber, parfümiert und wohlduftend”, so die städtische Reinigungsgesellschaft Comlurb.
Zur Mahnung an notorische Straßenpinkler wurden in diesem Jahr entlang der Hauptumzugsstrecken extra Schilder montiert, auf denen die Narren gebeten werden, hier kein “Xixi” (“Pipi”) zu machen. Ob sie sich daran halten, wird sich vom nächsten Wochenende an zeigen, wenn in Rio der Ausnahmezustand gilt und sich Hunderttausende in den langersehnten Karneval stürzen.