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Karikaturenstreit: Kopfgeld ausgesetzt

Ein islamischer Geistlicher hat am Freitag in Pakistan ein Kopfgeld auf den Zeichner der Mohammed-Karikaturen ausgesetzt. In Pakistan ging die Polizei gegen Demonstranten vor.

Der Vorbeter der Mohabat-Khan-Moschee in Peshawar, Mohammed Yousaf Qureshi, versprach demjenigen, „der diesen verfluchten Mann tötet“, 1,5 Millionen Rupien (21.000 Euro) und ein Auto. Qureshi sagte nach dem Freitagsgebet, ein lokaler Juwelierverband wolle die Tötung des Karikaturisten zudem mit einer Million Dollar (840.000 Euro) belohnen.

In Peshawar hängten Demonstranten vier Puppen, die dänische, deutsche, französische und norwegische Politiker darstellen sollten, symbolisch an Laternenpfählen auf. Sicherheitskräfte verhinderten mit dem Einsatz von Tränengas eine Straßenblockade, es gab mehrere Festnahmen. In Multan in der Provinz Punjab nahm die Polizei 125 Demonstranten fest. In Ostpakistan verhängten die Behörden ein Versammlungsverbot. Bei Protesten gegen die Mohammed-Karikaturen kamen in den vergangenen Tagen fünf Menschen ums Leben.

Die Protestbewegung richtet sich zunehmend auch gegen die prowestliche Regierung des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf. In Multan riefen die Demonstranten in Sprechchören nicht nur „Wir sind Sklaven des Propheten“, sondern auch „Tod Musharraf“. In Lahore verhängten die Behörden Hausarrest gegen einen Führer der islamistischen Gruppe Yamaat al-Dawat, der auf einer Kundgebung sprechen wollte.

Zur Eindämmung der gewalttätigen Proteste nahm die Polizei einen islamistischen Prediger unter Hausarrest und landesweit 150 Demonstranten fest. Hafiz Mohammad Saeed, der Gründer der von den USA als Terrororganisation eingestuften Gruppe Laskhar-e-Taiba, durfte nicht beim Freitagsgebet in Lahore predigen, wie sein Sprecher mitteilte.

Teilnehmer einer antiwestlichen Demonstration in Teheran verbrannte vor der dänischen Botschaft ein Kreuz. Die Aktion richte sich nicht gegen das Christentum, sondern gegen „den von den Zionisten (Israel) begonnen Kreuzzug gegen die islamische Welt“, erklärten Teilnehmer.

Das dänische Außenministerium verfügte unterdessen wegen der anhaltenden Demonstrationen die Schließung der Botschaft in Islamabad. Ein Sprecher begründete den Schritt mit Sicherheitsbedenken. Wie es weiter hieß, sollen die konsularischen Verpflichtungen in Pakistan bis auf weiteres mit Hilfe der deutschen Botschaft wahrgenommen werden. Botschafter Bent Wigotski solle auch vorerst weiter in Pakistan bleiben. Dänemark hatte vorher bereits seine Botschaften in Indonesien, Iran, Syrien und Libanon im Gefolge von Attacken auf die diplomatischen Vertretungen bis auf weiteres geschlossen.

Gleichzeitig kritisierte der frühere US-Präsident Bill Clinton die Mohammed-Karikaturen. Nach einem Treffen mit dem pakistanischen Premierminister Shaukat Aziz sagte Clinton am Freitag in Islamabad, die Veröffentlichungen seien „ein Fehler“. Die Zeichnungen seien von Muslimen weltweit als gotteslästerlich empfunden worden. Religiöse Gefühle müssten „unter allen Umständen“ auch von Medien respektiert werden.

Tausende Muslime protestierten auch in Hongkong und Malaysia gegen die Mohammed-Karikaturen. In der chinesischen Wirtschaftsmetropole gingen nach Angaben der Organisatoren etwa 3.000 Menschen auf die Straße, die meisten von ihnen dort lebende Pakistanis, Inder, Indonesier und Sri Lankesen. „Spielt nicht mit unserer Religion“, stand auf einem Transparent.

Bei der bisher größten Kundgebung in Malaysia verbrannten nach Behördenangaben ebenfalls rund 3.000 Muslime eine Puppe von US-Präsident George W. Bush und forderten einen Boykott dänischer Waren. Die dänische Zeitung „Jyllands-Posten“ hatte die umstrittenen Zeichnungen im vergangenen Herbst als erste veröffentlicht. Die Demonstration fand im nordöstlichen Staat Kelantan statt, in dem die fundamentalistische Islamische Partei an der Regierung ist.

Außerdem demonstrierten Tausende von Irakern in Basra gegen die Veröffentlichung der dänischen Mohammed-Karikaturen und die Misshandlung von Irakern durch ausländische Soldaten. Augenzeugen in der südirakischen Hafenstadt berichteten, der Protestzug habe sich nach der Freitagspredigt formiert. „Nein, Nein zu den Besatzern“, riefen die Demonstranten, zu denen auch mehrere islamische Religionsgelehrte gehörten.

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