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Karadzic wieder wegen Völkermords angeklagt

Entscheidung von Erstgericht aufgehoben
Entscheidung von Erstgericht aufgehoben
Der frühere Präsident der bosnisch-serbischen Republik, Radovan Karadzic, wird sich vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien in zwei Anklagepunkten wegen Völkermords verantworten müssen. Die Berufungsinstanz des Tribunals nahm am Donnerstag die Anklage wegen Völkermords in sieben bosnischen Gemeinden wieder auf, die das Erstgericht im Vorjahr fallen gelassen hatte.


Im Juni 2012 hatte das UNO-Tribunal den Anklagepunkt des Völkermordes in den sieben Gemeinden Bratunac, Foca, Kljuc, Prijedor, Sanski Most, Vlasenica und Zvornik fallen gelassen. Zehn weitere Anklagepunkte, darunter auch jener für das Srebrenica-Massaker, blieben jedoch bestehen. Diese Entscheidung wurde nun von der Berufungsinstanz aufgehoben.

Die Erstinstanz hatte entschieden, dass es nicht genügend Beweise für die Völkermord-Vorwürfe gegen Karadzic gebe. Die Berufungsrichter werteten diese Entscheidung als falsch. Es gebe genügend Beweise für die “Völkermordabsichten” von Karadzic und seinen Mitarbeitern, die am gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben beteiligt waren. Dieses Vorhaben zielte darauf ab, Bosniaken und Kroaten aus den Gemeinden unter der Kontrolle der bosnischen Serben zu vertreiben. Die Richter zitierten unter anderem den berüchtigten Ausspruch von Karadzic zu Kriegsbeginn, wonach ein Drittel der Muslime getötet, ein Drittel zur Orthodoxie bekehrt und ein Drittel vertrieben werden solle.

Damit hat sich Karadzic nun wieder in elf Anklagepunkten zu verteidigen. Neben den beiden Fällen von Völkermord werden ihm noch Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnien-Krieg (1992-95) angelastet.

Karadzic muss sich seit Oktober 2009 vor dem Haager Tribunal verantworten. Er war im Juli 2008 in der serbischen Hauptstadt Belgrad gefasst worden, nachdem er sich 13 Jahre lang versteckt hatte, bzw. in der serbischen Hauptstadt unter einem falschen Namen als Heilpraktiker tätig war.

Im Bosnien-Krieg kamen insgesamt etwa 100.000 Menschen ums Leben. Nur in Srebrenica töteten bosnisch-serbische Truppen im Juli 1995 rund 8.000 Menschen. Am Donnerstag jährt sich der Beginn des Srebrenica-Massakers zum 18. Mal. Bei der Gedenkfeier im ostbosnischen Potocari, an der rund 50.000 Menschen teilnahmen, wurden am Donnerstag rund 400 Massakeropfer beigesetzt.

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