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"Kannibale von Rotenburg" gestand

Mit einem Geständnis des Angeklagten hat am Mittwoch vor dem Kasseler Landgericht der Prozess gegen den „Kannibalen von Rotenburg“ begonnen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 42-jährigen Armin M. vor, im März 2001 einen 43-jährigen Mann aus Berlin ermordet zu haben. Dabei habe er „schwerste Persönlichkeitsstörungen“ seines Opfers ausgenutzt, sagte Staatsanwalt Marcus Köhler.

Mordmotiv sei die „Befriedigung des Geschlechtstriebs“ und die problemlose Beseitigung des zuvor verstümmelten Körpers gewesen. Armin M. gestand die Tat, bestritt aber sexuelle Hintergründe. „Den Partner, den ich zum Schlachten haben wollte, mit dem wollte ich keinen Sex haben. Das hatte gar nichts damit zu tun“, betonte er.

Laut Anklage hatte Armin M. seine Internet-Bekanntschaft vom Kasseler Bahnhof abgeholt. Später habe der Berliner zurückfahren wollen, sei aber von M. zum Bleiben überredet worden. In der Nacht zum 10. März 2001 habe der Angeklagte seinem Opfer einen Erkältungssaft und Schlaftabletten verabreicht. Danach soll er dem Opfer „vereinbarungsgemäߓ den Penis abgeschnitten haben. Wegen dessen Konsistenz sei es aber nicht gelungen, das Geschlechtsteil wie geplant zu essen – „auch nicht in gebratenem Zustand“.

Später sei der Berliner bewusstlos geworden. „Geleitet von sexuellen Motiven“, habe M. ihn auf die Schlachtbank gelegt und mit einem Messer erstochen. „Ohne weiteres ging der Angeklagte nun zur Zerlegung der Leiche über“, sagte Köhler. Er habe die Leiche an einen Haken in der Küche gehängt, den Bauch aufgeschnitten und den Kopf abgetrennt. Anschließend habe er den Körper mit einem Beil in zwei Teile geteilt. Etwa 30 Kilogramm Fleisch habe er „verarbeitet“ und teilweise in der Tiefkühltruhe gelagert. Die Staatsanwaltschaft wertete dies auch als „Störung der Totenruhe“.

Armin M. schilderte den Hergang ähnlich. Nach der Rückkehr zum Bahnhof sei es aber die Idee des Berliners gewesen, noch mehr Schlafmittel zu nehmen und es nochmals zu versuchen. „Er hätte auch jederzeit einen Arzt rufen oder um Hilfe schreien können – das wäre überhaupt kein Thema gewesen“, sagte er weiter. Ausführlich schilderte der 42-Jährige, wie er zunächst in Essen und danach am späteren Tatort im nordhessischen Rotenburg-Wüstefeld aufwuchs. Dabei sei er nach und nach von der ganzen Familie verlassen worden – von seinem Vater, seinen beiden Brüdern und schließlich auch seiner Mutter, die 1999 starb.

Schon früh habe er sich „einen imaginären Bruder“ gewünscht und vorgestellt, sagte M. „Aber dann habe ich irgendwann gemerkt: Das reicht nicht mehr.“ Während seiner Pubertät hätten sich aus dieser Sehnsucht kannibalistische Fantasien entwickelt. „Ich habe mir vorgestellt, dass der, der bei mir sein soll, mich auch nicht mehr verlassen soll.“ Dabei habe er auch onaniert, räumte M. ein. Erregend sei aber nicht das „Schlachten“ gewesen, sondern „die Vorstellung von dem Freund“.

Auch vor der Tötung des „Freundes“ aus Berlin habe er diesen geküsst, erzählte M. weiter. „Dann habe ich es gemacht.“ Den Leichnam habe er nach einer Anleitung ausgenommen und zerteilt. Etwa 30 Kilogramm Fleisch habe er eingefroren und „zwei Drittel“ davon später gegessen. „Mit jedem Bissen Fleisch ist die Erinnerung an ihn stärker geworden“, sagte M. Die Verhandlung soll am kommenden Montag fortgesetzt werden.

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