Kanadischer Umweltaktivist Paul Watson in Grönland wegen Protestaktionen festgenommen

Wie seine Stiftung und die zuständigen Behörden mitteilten, erfolgte die Festnahme am Sonntag im Hafen von Grönlands Hauptstadt Nuuk auf Grundlage eines von Japan ausgestellten internationalen Haftbefehls. Ein Gericht soll nun entscheiden, ob Watson bis zur Entscheidung über seine Auslieferung an Japan inhaftiert bleibt.
Aktionen auf hoher See
Watson ist Gründer der Umweltorganisation Sea Shepherd und dafür bekannt, mit riskanten Störmanövern auf hoher See Walfänger direkt mit seinen Forderungen zu konfrontieren. Wie seine Captain Paul Watson Foundation (CPWF) mitteilte, wurde er festgenommen, als sein Schiff gerade im Hafen von Nuuk festgemacht hatte, um aufzutanken. Anschließend habe er das neue japanische Walfangschiff "Kangei Maru" im Nordpazifik "abfangen" wollen.
Abführung in Handschellen
In einem Video, das CPWF in Online-Netzwerken veröffentlichte, war zu sehen, wie Watson auf der Brücke seines Schiffes "John Paul DeJoria" in Handschellen abgeführt und dann in einen Polizeibus am Kai gebracht und weggefahren wurde. Die Polizei erklärte, Watson werde auf der als autonomes Gebiet zu Dänemark gehörenden Insel Grönland einem Bezirksgericht vorgeführt. Dieses werde über seine vorläufige Inhaftierung entscheiden, "bevor eine Entscheidung getroffen wird, ob er nach Japan ausgeliefert werden sollte".
Interpol-Haftbefehl
CPWF geht davon aus, dass die Festnahme auf Grundlage einer sogenannten Red Notice der internationalen Polizeiorganisation Interpol erfolgte, die wegen Watsons früherer Protestaktionen in der Antarktis ausgestellt worden war. Dennoch sei die Festnahme eine "Überraschung" gewesen, da Watsons Anwälte zuvor informiert worden seien, dass die Red Notice zurückgezogen worden sei. Anscheinend habe "Japan erwirkt, dass die Notice vertraulich eingestuft wurde, um Pauls Reise zu erleichtern zum Zwecke, die Festnahme vorzunehmen", erklärte Watsons Stiftung.
Reaktionen aus Japan
Die japanische Regierung kommentierte die Festnahme am Montag zunächst nicht. Eine Sprecherin der japanischen Küstenwache sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass die Küstenwache über Watsons Festnahme informiert sei und weiterhin "geeignete Maßnahmen" ergreife.
Hintergrund der Interpol-Fahndung
Ursprünglich war das Interpol-Ersuchen um Watsons Festnahme im Jahr 2012 ausgestellt worden. Damals hatte Interpol erklärt, der Kanadier werde von Japan wegen Sachbeschädigung bei zwei Vorfällen mit einem japanischen Walfangschiff in der Antarktis im Jahr 2010 gesucht.
Details zur "Kangei Maru"
Die "Kangei Maru", deren Aktivitäten Watson nun hatte stören wollen, ist 9.300 Tonnen schwer. Auf dem Schiff, das im Mai aus Japan aufgebrochen war, werden Wale zerlegt, die mithilfe kleinerer Schiffe auf hoher See erlegt wurden. In seine 40 Kühlcontainer passen 15 Tonnen Walfleisch.
Japans Position zum Walfang
Japan argumentiert, dass der Verzehr von Walfleisch zur japanischen Kultur gehört und der Walfang zur Versorgungssicherheit des ressourcenarmen Landes beitrage. Der Walfleisch-Konsum des Landes ist allerdings auf rund 1.000 bis 2.000 Tonnen pro Jahr zurückgegangen. In den 1960er-Jahren hatten die Japaner jährlich noch die 200-fache Menge verzehrt.
(APA)