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Kampusch zog Bilanz über neues Leben

Ein Jahr nach ihrer Flucht aus den Händen ihres Entführers und Peinigers Wolfgang Priklopil hat Natascha Kampusch in einem ORF-Interview Bilanz über ihr neues Leben in Freiheit gezogen.    | VOL-Umfrage 

„Es ist schon möglich, dass so eine Art Metamorphose mit mir stattgefunden hat, so zuerst die Raupe und dann der Schmetterling (…)“, erzählte die nun 19-Jährige in einem „Thema Spezial“.

„Diese acht Jahre haben mich eben heute zu dem gemacht, was ich jetzt bin (…) Ich kann sie nicht ableugnen (…).“ Im März 1998 wurde die junge Frau im Alter von zehn Jahren auf dem Schulweg entführt. Achteinhalb Jahre hielt Priklopil sie in einem Kellerverlies in Niederösterreich gefangen, bevor ihr am 23. August 2006 in einem unbeobachteten Moment die Flucht gelang. Ihr Peiniger beging unmittelbar danach Selbstmord.

Das „Schlimme“ der Gefangenschaft „das kommt manchmal schon wieder“, meinte sie. “(…) dadurch, dass ich jetzt auch andere Menschen kennenlernen konnte, sehe ich, dass die Menschen gar nicht so vor verschiedenen Problemen stehen wie ich.“

Das Bild ihres Peinigers habe „sich nicht groߓ verändert. „Was ich nur sagen kann, dass er mir nach und nach immer mehr leidtut“, so die 19-Jährige zu ORF-Journalist Christoph Feurstein. „Naja, einfach eine arme Seele, verloren und fehlgeleitet“.

Natascha Kampusch erzählte auch, dass sie zu dem Ort zurückgekehrt ist, an dem sie fast ihr halbes Leben gefangen gehalten wurde und der für sie „nur ein Schauplatz“ ist. “(…) ich war bereits wieder in diesem Haus“, berichtete sie. „Es kommen schon gewisse Erinnerungen hoch, wenn sie da diesen dicken Betonblock sehen und sich denken, da waren sie drinnen eingesperrt.“

Kleidungsstücke aus der Zeit ihrer Gefangenschaft trägt die 19- Jährige weiterhin. „Gewisse Erinnerungen“ haften an den Socken und T- Shirts, erzählte sie. “(…) man muss das schon aufbewahren. Zumindest einige Zeit lang. Ich habe mir sehr viel Trost in Gegenständen gesucht. Ich hatte nicht sehr viel, mich zu freuen dort (…).“

Auch über die Eigenschaften ihres Entführer sprach Natascha ein Jahr nach der Flucht öffentlich: „Er war auch sehr genau und zielstrebig, und das war gut und von Vorteil“, so die 19-Jährige auf die Frage nach gleichen Interessen. Priklopil habe versucht, sie zu manipulieren. „Das ließ ich teilweise zu, teilweise ließ ich es nicht zu bzw. konnte ich ihn im Gegenzug auch manipulieren (…) Es war ein Ringen.“

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