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Kampusch - Wabl setzt Hoffnungen in Zivilprozess gegen Sirny

Der pensionierte steirische Richter Martin Wabl setzt große Hoffnung in den Zivilprozess in Gleisdorf im April, den er gegen die Mutter von Natascha Kampusch, Brigitta Sirny, anstrebt.

Im vergangenen November kam die Entscheidung, dass seine Theorien im Fall Natascha Kampusch zum Wahrheitsbeweis gehört werden dürfen. Er vertritt nach wie vor die Meinung, Sirny sei nicht Opfer, sondern Mittäterin bei der Entführung Kampuschs gewesen. Das betonte Wabl am Dienstag erneut bei einer Pressekonferenz in Wien. Brigitte Sirny war Dienstagmittag für eine Stellungnahme gegenüber der APA vorerst nicht erreichbar. Sie hatte diese Vorwürfe in der Vergangenheit immer vehement zurückgewiesen.

Wabl ist davon überzeugt, dass nach Vorliegen aller Beweise und nach Anhörung aller Zeugen ein für ihn positives Zivilurteil geben werde. Und dies sei Grundlage für einen Strafprozess. “Auch im Fall Lucona war es ein Zivilprozess, der die Strafbehörden tätig werden ließ.” Wabl: “Mir ist es nie darum gegangen, persönliche Kämpfe auszutragen, sondern die Wahrheit ans Tageslicht bringen.” Die Parteienvernehmung von Wabl und Sirny wird am 2. April im Bezirksgericht Gleisdorf stattfinden, gab der ehemalige Richter bekannt.

Nach Wabls Meinung hat es noch keine umfangreiche Zeugenbefragung in diesem Fall gegeben. Neben Natascha Kampusch soll auch eine Frau aussagen, die am Tag des Verschwindens ein Telefongespräch mitgehört habe, das Sirny belaste.

Wabl hatte stets behauptet, dass Sirny an der Entführung ihrer Tochter beteiligt gewesen war. Sirny hatte ihn daraufhin auf Unterlassung geklagt und recht bekommen. Doch der pensionierte Richter reichte eine Klage auf Wiederaufnahme ein, der nun letztendlich stattgegeben wurde. Ein Einspruch von Brigitta Sirny wurde dagegen vom Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz verworfen. “Wenn ich den geringsten Zweifel hätte, hätte ich diese Auseinandersetzung nicht neun Jahre lang auf mich genommen”, sagte Wabl.

Neuen Antrieb in der Causa dürfte Wabl durch die Anschuldigungen des früheren Bundeskriminalamts-Chefs Herwig Haidinger bekommen haben, konkreten Zeugenaussagen nicht nachgegangen zu sein. “Es ist unbestritten, dass ein Polizeibeamter darauf hingewiesen hat, dass es in Straßhof einen Mann namens (Wolfgang, Anm.) Priklopil gibt.” Diesen Hinweis habe man nicht beachtet, das sei ein schweres Versäumnis der Polizei gewesen. “Man hätte doch einfach nur Suchhunde einsetzen oder dem Mädchen, das die Entführung beobachtet hatte, ein Foto von Priklopil zeigen müssen”, sagte Wabl. Der Entführer sei ein alleinstehender, junger Mann und kein Familienvater mit fünf Kindern gewesen.

“Das stellt man sich schon die Frage, ob die Polizei den Hinweisen absichtlich nicht nachgegangen sei.” Gewisse Kreise der Polizei hätten “nicht das geringste Interesse daran” gehabt, Natascha Kampusch zu finden.

Kampuschs Vater, Ludwig Koch, wohnte am Dienstag der Pressekonferenz bei. “Ich bin interessiert daran, dass die Wahrheit ans Licht kommt”, erklärte er am Rande im Gespräch mit der APA. Zu den Anschuldigungen Wabls gegen seine Ex-Frau wollte Koch nichts sagen. “Man wird nun den Zivilprozess abwarten.”

Natascha Kampusch war als Zehnjährige auf dem Schulweg in Wien entführt und acht Jahre lang in einem Haus in Niederösterreich festgehalten worden. Nach der Flucht der jungen Frau haben Ermittler öffentlich wiederholt darauf hingewiesen, dass der Entführer Wolfgang Priklopil ein Einzeltäter gewesen sei.

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