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Kampf gegen Internet-Kriminalität stärker koordinieren

Im Kampf gegen verschiedene Formen von Internet-Kriminalität wie Kreditkartenbetrug, Kinder-Pornografie und Netzwerk-Attacken will die EU-Kommission die europäischen Polizeibehörden stärker koordinieren.

EU-Justizkommissar Franco Frattini präsentierte am Dienstag eine entsprechende Strategie in Straßburg. Angestrebt wird eine bessere Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden mit Europol und der EU-Justizbehörde Eurojust und mehr Kooperation mit privaten Internet-Serviceprovidern.

Die EU-Kommission will zu diesem Thema eine Konferenz mit europäischen Strafverfolgungsbehörden veranstalten, danach sollen Arbeitsgruppen für bestimmte Fachbereiche eingerichtet werden. Dabei sollen die nationalen Behörde mit Kollegen der EU-Polizeibehörde Europol besser auf Internetkriminalität trainiert werden. Neue öffentlich-private Projekte sollen ein gesteigertes Bewusstsein für das Problem in Europa schaffen. Auch die Internet-Provider sollen durch eine eigene EU-Konferenz an Bord geholt werden. Dabei soll der Kampf gegen illegale Web-Inhalte wie Kinderpornos oder Aufhetzung zum Terrorismus im Mittelpunkt stehen.

Nachdem die Drahtzieher illegaler Internet-Aktivitäten in vielen Fällen außerhalb der EU beheimatet sind, strebt die Union auch eine bessere Abstimmung mit internationalen Partnern an. So will die EU im Rahmen von Interpol, des Europarates und der Gruppe der acht führenden Industrienationen (G8) Initiativen setzen.

Noch in diesem Jahr will die EU-Kommission Initiativen für eine gemeinsame Gesetzgebung im Bereich Identitäts-Diebstahl prüfen, die etwa im Fall von Kreditkartenbetrug im Internet zur Anwendung kommen könnte.

Ein Experte der EU-Kommission erklärte am Dienstag in Brüssel, die Internetkriminalität werde zu einem „immer größeren Problem für Europa“. Meistens handle es sich dabei um ein grenzüberschreitendes Phänomen mit Tätern und Opfern in verschiedenen Ländern. Erschwerend komme auch hinzu, dass nur wenige Fälle berichtet werden, da die Opfer kleinere Schadenssummen oft gar nicht melden oder bemerken. Größere Unternehmen wiederum würden Schäden durch Internetkriminalität häufig nicht melden, da das Bekanntwerden von Sicherheitslücken auch das Marketing beeinträchtige.

In Großbritannien gaben 89 Prozent von befragten Unternehmensvertretern an, dass sie im vergangenen Jahr Erfahrung mit mindestens einen Fall von Internetkriminalität gemacht haben. In den USA schätzt die US-Bundespolizei die jährlichen Kosten durch diese Form der Kriminalität auf 67 Milliarden bis 400 Milliarden US-Dollar (49,8 Mrd. Euro bis 297 Mrd. Euro). Die britische Organisation „Internet Watch Foundation“ schätzt, dass die Zahl illegaler Seiten mit Kinderporno-Material im Internet zwischen 1997 und 2005 um 1.500 Prozent zugenommen habe. Der Profit, der jährlich mit Kinderpornos im Internet in Europa und den USA erzielt wird, wird vom US-Justizministerium auf rund eine Milliarde Euro beziffert.

In Deutschland schätzt das Bundeskriminalamt, dass etwa 750.000 Computer von so genannten „Trojanern“ befallen sind, mit der sich der Rechner ohne Wissen des Besitzers steuern lässt. So genannte Phishing-Attacken, bei denen es die Täter auf vertrauliche Bankdaten absehen, haben nach Schätzungen von britischen Finanzexperten in den vergangenen zwei Jahren um 8.000 Prozent zugenommen.

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